Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)
Sacra theologia
70 GÉZA KUMINETZ Wesen ist das Schweigen. Wenn wir auf dem Gipfel ankommen, wissen wir schon: dessen Wesen ist das Zuhören”.2' Das Gebetsleben ist mit den spezifischen Phasen des Zu-Christ-Werdens der Seele eng verbunden. Auch noch heute ist die Gliederung auf drei Stufen gültig: das heisst das Unterscheiden zwischen den Stufen von Beginnern, Fortgeschrittenen und die Vollkommenheit Erreichenden. Die Beginner können sich selbst als Kind des Vaters, die Fortgeschrittenen als Abbild des Sohnes und zum Schluss die Vollkommenen als Braut des Heiligen Geistes betrachten.21 22 Das Gebetsleben, da es die spezifische Lage der Person abbildet, hat deswegen seine Verfinsterungen, Verlassensein und Leiden, die das Ziel haben, die Seele zu reinigen. „Zwischen dem ersten und zweiten Abschnitt finden wir die Nacht der Sinne, zwischen dem zweiten und dritten die finstere Nacht der Seele”.23 Was die erste Phase betrifft, ist sie voll von menschlichen Vorstellungen, Plänen, Methoden, ihr Hauptcharakterzug ist die starke Aktivität, die apostolische Begeisterung, von Zeit zu Zeit das Übertreiben der Selbstverleugnung. Die Seele liebt von ganzem Herzen, aber noch nicht von ganzem Geist. Auch das wirkliche Üben der Tugenden ist eher der Mahd ähnlich; sie macht die Wiese kahl, aber die Wurzeln bleiben im Boden. Bezüglich des Gebets dominieren in dieser Etappe die Betrachtungen und das affektive Gebet. Unter diesen Umständen kommt die Nacht der Sinne: das heisst hier erscheinen auch schon die äusseren Schwierigkeiten, die Erfolglosigkeit, die Beschämung; und all das geschieht darum, damit sie die übriggebliebene Hoffart der Seele zerbricht. Wenn das gelingt, erscheint auf dem geistigen Horizont der Seele das Geschenk der Wissenschaft, die die Seele den eitlen Charakter der Welt und der weltlichen Dinge einsehen lässt, sie ringt trotzdem lange im dunklen Tunnel. Die Seele braucht eine ausserordentlich grosse Ausdauer, denn sie findet bei dieser Station nur wenig Unterstützung, sogar das Gebet bereitet ein Problem. Wer nicht weitergehen kann, der bleibt stecken und wird zu einer Rangierlokomotive sein. Die zweite Stufe ist im Vergleich zur vorigen eher passiver und die Geschenke des Heiligen Geistes übernehmen die Leitung. Sich eines Gleichnisses bedienend, die Seele hat bisher „hart mit ihren Rudern gegen die Wellen gearbeitet (aktive Tugendübungen), jetzt schwellt der Wind des Heiligen Geistes die Segel (passive Stufe). Diese Geschenke haben sich in der Seele auch früher dort verborgen, (...) aber jetzt treten sie aus diesem latenten Zustand heraus und hauptsächlich durch das Geschenk des Verstands verbreiten sie ein grosses Licht. Das Gefühlsflammen der vorigen Etappe wird durch die grosse aber einfache Klarheit gewechselt, die hauptsächlich die Geheimnisse 21 Vgl. Halász, P., Krisztus él énbennem, 204-205. 22 Zur Erklärung diese Abschnitte nehmen wir wieder die Gedanken vom Vater Piusz Halász O. Cist. zur Hilfe. Vgl. Halász, P., Krisztus él énbennem, 65-73. 23 Vgl. Halász, P., Krisztus él énbennem, 60.