Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)

Sacra theologia

68 GÉZA KUMINETZ nicht die Zucht des Herrn, widersetz dich nicht, wenn er dich zurechtweist. Wen der Herr liebt, den züchtigt er, wie ein Vater seinen Sohn, den er gern hat".15 16 Joseph Ratzinger sieht den verhängnisvollen Schiffsbruch des christlichen Lebens, und näher des priesterlichen Lebens hauptsächlich darin, dass das innere Gebet in der fieberhaften Tätigkeit des alltäglichen Lebens - fast un­bemerkt aber umso verhängnisvoller - ausgeblieben ist."’ Im Folgenden be­schäftigen wir uns mit diesem inneren Gebet und dem Kampf im Gebet aus­führlicher, weil das der Schmelztiegel ist, in dem auch von der Persönlichkeit der Priester alle Schlacken ausbrennen, und was übrigbleibt, ist die zu Christus gewordene und gemachte priesterliche Persönlichkeit, die die subjektive Quel­le jeder wirksamen, das heisst bleibenden Frucht hervorbringenden Evangeli­sation ist. 1. Wohnungen der Inneren Burg der Persönlichkeit Der innere Raum unseres Lebens, das Verborgene, wo uns unser Vater sieht und auch wir Ihn sehen, dies ist der Ort, wo wir auch mit unserem persönlichen Egozentrum in Verbindung kommen. Das ist ein solcher Ort, in den wir nur al­lein und persönlich hineintreten können. Hinter ihm befindet sich nur ein Raum unseres Seins, und dort wohnt nur Gott, richtiger gesagt ich dort wirklich Got­tes Spiegel und die Geige in seinen heiligmachenden Händen. Das heisst „mein Wesen selbst ist eine ewige Widerspiegelung, eine ständige Antwort auf die auferhaltende Anforderung Gottes. Ununterbrochen geht dieser metaphysische Dialog vor sich. Zwischen den Gnadenanspornungen und meinem resonieren­­den Herzen ist der Dialog gleichermassen kontinuierlich. (...) Hier verbirgt sich der wahre Sinn meines Lebens. Nur hier werde ich zu dem, zu wem ich werden muss. Hier finde ich mein wahres Selbst, mein richtiges Gesicht. Bis ich hierher komme, trage ich Masken und spiele Rollen. Ja, in uns gibt es Tore, innere Tore, deren Schwelle nur unsere intime Freunde überschreiten können. Danach gibt es ein Tor: für alle ist es geschlossen, nur wir allein können wir das überschreiten. Zum Schluss kommt das letzte Tor, hinter ihm Gott. Er wartet auf uns”.17 Das innere Gebet ist eigentlich das In-der-Nähe-Sein des Meisters, das Fo­rum des Von-Ihm-Lernen und Inspirationbekommens. Das Warten auf sein Be­rühren, die Bereitschaft zum Gehen, wenn Er mich schickt. Ohnedies ist jedes Gebet eine tote, unfruchtbare und selbsttäuschende Gewohnheit. Das wahre 15 Vgl. Sprüche 3,11-12, zitiert von: Hebr 12,5-6. 16 Vgl. Ratzinger, J. (Benedikt XVI.), Örömötök szolgái, 70-71. 17 Vgl. Halász, P., Maradjatok szeretetemben. Lelkigyakorlatos elmélkedések [Bleibet in meiner Liebe. Betrachtungen für Exerzitienl, Wien 1965. 7-8 (PPEK 566).

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