Folia Theologica et Canonica 7. 29/21 (2018)

Sacra theologia

DER PRIESTER IN DER ANZIEHUNG VON CHRISTUS 67 es auch zu verstehen, warum vor allem das Christentum und in ihm am meisten die Katholizität der Hauptfeind der Welt ist. Aus unserer kurzen Erörterung stellt sich also heraus, dass Jesus Christus das konkreteste und universellste Lebensideal des menschlichen Geschlechts und jedes einzelnen Menschen ist, der zugänglich ist, auf den das Leben gebaut werden kann, denn „Christus kann das Ideal des Wissenschaftlers sein, obwohl er kein Traktat geschrieben und keine Akademie gegründet hat. Er ist das Ideal des Soldaten, obwohl er Petrus befohlen hatte, das Schwert in die Scheibe zu stecken. Er ist das Ideal des Römers, obwohl er überhaupt kein Imperialist ist, und er ist das Ideal des Griechen, obwohl er nicht philosophiert. Er ist das Ideal des östlichen Menschen, obwohl er kein Quietist ist, und das Ideal des west­lichen Menschen, obwohl er nicht kulturstrebend ist. Er ist das Ideal der Lei­denden und Suchenden, obwohl er schon angekommen ist. Er ist das Ideal aller Lebensphasen, aller Stellen und jedes Geschlechts”.13 Er ist also auf eine beson­dere Weise das Ideal des Priesters, das heisst des Menschen, der mit Ihm am engsten und am umfassendsten verbunden werden möchte. II. Der Priester im Zauber der Persönlichkeit von Christus: DAS HEISST IM SCHMELZTIEGEL DES GEBETS Die Bedeutung des Gebets wurde durch die Religionen schon seit je betont, aber die Propagandisten der letzten Jahrhunderte versuchten seine Unzweck­mässigkeit, Abgekommenheit sogar seine Schädlichkeit mit elementarer Kraft zu betonen (und wir sollen zugeben, das Ergebnis war nicht gering). Aber die Wissenschaft der heutigen Religionspsychologie hat die die Persönlichkeit auf eine einzigartige Art entwickelnde Wirkung sowie den Kraftquellencharakter des wahren Gebets wieder entdeckt, dadurch hat sie es sozusagen rehabilitiert und sie behandelt das als ein notwendiges Zubehör (Manifestierung) des mensch­lichen Lebens. Diese wissenschaftlich begründete Tatsache hat sogar die Bot­schaft, dass wir die Menschen beten lehren, damit sie ihr Menschentum entfal­ten können. Ohne das Gebet als Kraftquelle kann sich die Person nicht mit an­gemessener Wirksamkeit nach ihren gesetzten Zielen, nach der Verwirklichung seines Lebensideals streben.14 Der Priester als frommer Kämpfer von Christus muss mit äusserst vielen äusseren und inneren Dämonen kämpfen, um sich als Diener, das heisst als Ge­sandter für Christus treu erweisen zu können. Schon das Neue Testament hat das gekannt, weil wir in der Weisheitsliteratur lesen: „Mein Sohn, verachte 13 Vgl. Schütz, A„ Krisztus, 137. 14 Vgl. Horváth-SzabÓ, K., Vallás és emberi magatartás [Religion und menschliches Verhalten!, Piliscsaba 2007. 46-53.

Next

/
Thumbnails
Contents