Folia Theologica et Canonica 5. 27/19 (2016)

SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Dämonenaustreibung (Exorzismus) und ihre Liturgie

44 GÉZA KUMINETZ dem Satan ein riesiger Kampf im Gange ist, denn Christus ist Mensch gewor­den, um die Macht des Satans zu brechen. Diese Macht hat der Herr seinen Aposteln übertragen. 2) Die ersten drei Jahrhunderte: In dieser Epoche hat je­der Christ ausgeübt, die bösen Geister im Namen von Jesus auszutreiben. Die Dämonenaustreibung hatte auch einen grossen apologetischen Wert, weil sich die an der Besessenheit leidenden Heiden an die Christen gewandt hatten. Da­mals haben sie sich an das Christentum gewandt, um für ihre Krankheiten und Probleme Heilmittel zu finden, im Gegensatz zur Situation von heute, wenn sich die Christen selbst an Magien oder an andere Religionen wenden, denn sie finden gerade in der Kirche kein Verständnis und keine entsprechende Hilfe. Die ersten Christen waren überzeugt, dass das Heidentum eben das Werk des Satans ist. In dieser Epoche hat sich die Praxis der Dämonenaustreibung in zwei Richtungen verzweigt: einerseits richtete sie sich nach der Befreiung der Besessenen, andererseits war sie ein organischer Teil der Taufe, wodurch her­­vorgeheben wurde, dass der Katechumene der Macht des Satans entrissen und der Herrschaft von Christus übergeben worden war. 3) Die Praxis des 3.-4. Jahrhunderts: in dieser Epoche wurde die Dämonenaustreibung als ein kleine­rer Orden in die Rahmen des Sakraments des kirchlichen Ordens eingefügt. Die grossen Exorzisten dieser Zeit sind zum Beispiel Heiliger Martin von Tours und andere. In dieser Epoche fällt die Dämonenaustreibung immer markanter als ein Charisma auf. also als eine persönliche und der Person gepasste Gabe von Gott. 4) Das 6.-12. Jahrhundert: In dieser Epoche war die Kirche mit gut vorbereiteten Exorzisten gut vorgesehen, weil die Praxis des Exorzismus ein organischer Teil der Pastoration der Kirche war. 5) Das 12.-15. Jahrhundert: das ist eine traurige Zeit für den Exorzismus, denn diese Tätigkeit lässt nach und dafür kommen die Hexenverfolgungen, obwohl am meisten die sogenann­ten Hexen die Dämonenaustreibung gebraucht hätten. 6) Das 16.-17. Jahrhun­dert: die Vermehrung der Verfolgungen. Das hatte spezifische und bedauerns­werte Folgen. Wo keine Teufelsaustreibungen gemacht worden waren, da fanden dafür Verfolgungen statt. Wo nicht gegen den Teufel gekämpft und ihn nicht durch Dämonenaustreibung verfolgt wird, dort werden die Menschen selbst dä­­monisiert und getötet. Natürlich hat die Dämonisierung der Menschheit viele Arten und Weisen: Dachau, die Gulags, die Völkermorde, sowie die ethnischen Säuberungen. 7) Vom 17. Jahrhundert bis in unsere Tage: Das ist auch die Epo­che der Extremitäten, denn wie irrationell und absurd die Hexenverfolgung war, so irrationell und absurd ist auch ihre Abschaffung beziehungsweise das vollkommene Aufhören mit den Dämonenaustreibungen, als ob der Teufel nicht existieren würde, als ob er nur ein Symbol wäre: die abstrakte Idee des Bösen. Der Satan ist jedoch ein persönliches und geistiges Wesen. Auch diese Auffassung hat dazu beigetragen und trägt auch in unseren Tagen dazu bei, dass die Menschen und unter ihnen auch gläubige Christen für ihre Probleme im Okkultismus Lösungen suchen und zu finden versuchen. Wir könnten sa-

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