Folia Theologica et Canonica 5. 27/19 (2016)
SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Dämonenaustreibung (Exorzismus) und ihre Liturgie
DIE DÄMONENAUSTREIBUNG (EXORZISMUS) UND IHRE LITURGIE 45 gen, dass die Losung heute nach dem Papst Pius VII. wieder ausgegeben werden müsste: der Ausgangspunkt der Pastoration ist die Dämonenaustreibung. 2. Die Machenschaften des Satans Wenn bestimmte Formen des Okkultismus die Religion des Satans bilden, dann ist der Gipfel von dem der Satanismus, den wir auch so umschreiben können, dass der Mensch seinen Schöpfer im grösstmöglichen Masse verleugnet. Der Satanismus kann in zwei Formen erscheinen: a) als unpersönlicher Satanismus: hier „ist die Grundauffassung, dass der Satan keine Person sondern die Selbstdurchsetzung des Menschen gegen Gott, die Moral beziehungsweise gegen eine Autorität, Bremse oder Grenze ist, was verhindert, dass der Mensch willkürlich handeln kann“.20 Das ist die Selbstvergötterung des Menschen, das heisst das Deklarieren seiner totalen Unabhängigkeit. Und der Satan ist gerade dort intensiv anwesend, wo sein Dasein verleugnet wird. Das ist das Ziel des Okkultismus, der ein solches Menschenideal suggeriert, wo der Mensch ohne Gesetze, Hemmungen und ohne Kontrolle lebt, der sich selbst als ein absoluter Herr denkt, der sich als eine Art Demiurgos einbildet, und der in den Kampf der Geister einsteigt, b) Der Satan als so etwas, der sich Gott widersetzt: der Satan hält sich selbst stärker als Gott und glaubt, dass er das Glück auch den Menschen geben kann, während er ihnen die verbotene Frucht anbietet. Dafür verlangt er Kultus, Priester und Opfer (schwarze Messe mit Menschen- oder Tieropfern).21 Der Satanismus bietet dem Menschen das vollkommene Ausleben der drei grossen Leidenschaften: der Macht, des Reichtums und des Vergnügens, die mit der Anarchie und dem ständigen Hass der Menschen verbunden sind. Nach einer anderen Einteilung kann der Satanismus das folgende sein: a) rationalistisch, der den Satan eher als ein Symbol, ein Archetyp betrachtet, damit der Mensch seine Grenzen überschreiten kann; b) okkultistisch, nach dem der Satan eine wirkliche Person ist und man sich mit ihm in eine unmittel-2,1 Vgl. Amorth, g., Ördögűzők és pszichiáterek, 53-54. 21 Nach einer anderen Annäherung kann der Teufel nicht so aufgefasst werden, als die Verkörperung der Sünde und der Versuchung, nicht einmal so, als das metaphysische Prinzip des als auf manichäistische Weise aufgefassten Bösen, das dem guten Gott widersetzt; nicht einmal so, als die düstere (dunkle) Seite des Gottes selbst. Vgl. Manzi, F., Il grande drago fu precipitato sulla terra, 229. Ebensfalls nicht kompatibel mit der christlichen Weltauffassung ist die Ansicht, nach der der Satan die Hinausprojizierung der Erfahrungen und Versuchungen (Sehnsucht nach Geld, Sexualität und Macht) des Menschen wäre, die mit dem Bösen verbunden sind. Diese Ansicht ähnlet sich der Auffassung der Personifikation des Bösen. Vgl. Como, G., L'uomo, lo spirito buono, lo spirito cattivo. L’esperienza cristiana de! Maligno, in La Scuola Cattolica 135 (2007) 249.