Folia Theologica et Canonica 5. 27/19 (2016)

SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Dämonenaustreibung (Exorzismus) und ihre Liturgie

40 GÉZA KUMINETZ gioii missbraucht. Diese Charakterzüge sind ständige Begleiter der menschli­chen Geschichte, und es kann dahinter ein unbegreifbares und unerklärbares Geheimnis stehen (mysterium iniquitatis). Während man dieses Geheimnis be­trachtet und seine Wirkung wahrnimmt, erhebt sich die Frage: Was ist der letz­te Grund dafür, wer ist für diese vielen Entsetzlichkeiten verantwortlich? Wie kann der Mensch zu so einem Unmenschen werden? Wie kann der Mensch, der schlank wie eine Tanne ist, zu Selbstgötterischem werden? Auf welche Weise führt der Weg seines Lebens zur diabolischen Weltanschauung, die ihn scho­nungslos egoistisch und bewusst gottesleugnerisch macht? Warum ist es, dass „er auch die von der göttlichen Weltordnung abhängende und sie zum Teil ver­wirklichende Natur verleugnet und sich bemüht, sich über sie zu erheben; er wendet sich bewusst dagegen und handelt auch so. Er will die fremde mensch­liche Seele sich selbst unterordnen, die gesellschaftliche Gemeinschaft ausnu­tzen oder zur Ergebenheit zwingen und die Kultur aus der Richtung der absolu­ten Werte gegen sich selbst verdrehen. Das Nicht-Erkennen der moralischen Werte ist bei ihm die bewusste Verleugnung von ihnen, eine Lüge; in seiner unendlichen Hochmut macht dieses seltene jedoch nicht irreale, extrem magi­sche moralische Verhalten sich selbst zum Herrn der übernatürlichen Wirklich­keit. Auf dieser Stufe zeigt er schon scharf seine wesentliche Trennung vom religiösen moralischen Verhalten, sogar seine gegensätzliche Natur zu ihm“.2 Es scheint also, als ob diese Grausamkeit auch von übernatürlichen geistigen Kräften ernährt würden, als ob diese auf irgendeine Weise in der Geschichte und im Leben der Person wirken würden. Die christliche Weltauffassung nennt sie reine Geister, gefallene Engel. Heute leben wir in einer technisch äusserst entwickelten, aber grundsätzlich jedoch dämonisierten Gesellschaft.3 Intensiver als je können wir die Kraft von allen Komponenten des mysterium iniquitatis fühlen, deren Macht uns so­zusagen entmenscht. Konkretere Zeichen dieser Erscheinung sind: das politi­sche und wirtschaftliche Leben, die Massenmedien, die im Dienste des Staates (und seiner oft heimlichen aber umso wahrhaftigeren Repräsentanten) und im Dienste der Selbstvergötterung beziehungsweise auf indirekte oder direkte Weise der Anbetung des Satans stehen. Selbst die Massenmedien und beson­ders die Rockmusik können in den Dienst des Bösen treten. Hier müssen haupt-2 Vgl. Brandenstein, B., Etika [Ethik!, Budapest 1938. 35. 3 Darunter verstehen wir nicht die vom Teufel Besessensein und auch nicht den Satanismus (diese sind eher eine Art Folgen der Dämonisiertsein der Gesellschaft), sondern das, dass die ganze Kultur auf solche Ideen gebaut wird, die in scharfem Gegensatz zu dem christlichen Weltan­­schauen und Lebensgefühl sind. Auf diese Weise müssen wir darunter die Herrschaft unter einer Person der Gemeinschaften der Bösen beziehungsweise die bestimmenden Prinzipien der vom wahren Gott getrennten geistigen Menschen verstehen. Vgl. Horváth. S., Angyalok - démonok [Engel - Dämonen], Budapest 2015. 60.

Next

/
Thumbnails
Contents