Folia Theologica et Canonica 5. 27/19 (2016)

SACRA THEOLOGIA - Mihály Kránitz, Die Kirchen für Europa

DIE KIRCHEN FÜR EUROPA 33 kennen lernen. Auch die Kirche selbst achtet auf die durch die Spannung zwi­schen der Selbstsucht der reichen Gesellschaften und dem Bedürftigsein der ar­men Gesellschaften hervorgerufenen Erscheinung. Die Christen sollen bei den oft mangelhaften oder machtlosen Auftritten im öffentlichen Leben nicht nur Hilfe leisten, sondern der von Christus geschaffene innere Anspruch soll ihr praktisches und häufig übernatürliches Verhalten auch formulieren. Nur im Hinblick auf das vergangene halbe Jahrhundert tritt die katholische Kirche schon vom II. Vatikanischen Konzil bezüglich der Beziehung der Kir­che und der Welt mit Vorschlägen hervor. Die Kirche selbst ist Teil der sich entwickelnden Welt, und sie will innerhalb der Geschichte verwirklichen, was zum „Aufstieg" und zum Wohle des Menschen beizutragen wünscht. Schon mehr als vor hundert Jahren ist die Kirche in der Person von Papst Leo XIII. ge­gen die Ausbeutung der Gesellschaft aufgetreten."1 Das vielleicht die längste Zeit redigierte Dokument des Konzils, die Pastoralkonstitution Gaudium et spes beschäftigt sich in bedeutendem Maße mit den Fragen, die heute die Welt quälen und zu denen sich auch die Kirche äußern muss." Der Mensch ist nach der Kirche der Gipfel der geschaffenen Welt und er vertritt Gott hier auf der Erde. Sein Geschaffensein und seine Gottesbildlich­keit ist nicht passiv und nicht bloss eine Bestimmung der Daseinsordnung son­dern eine Aufgabe, die der Mensch erlebt und verwirklicht. Zum Erleben der Gottesbildlichkeit gehört natürlich, dass der Mensch seine Verbindung zum Schöpfer anerkannt. Obwohl der Mensch frei ist, muss er seine Freiheit nach der Auffassung des Schöpfers erleben. Der Mensch hat den Anspruch und die Fähigkeit, sich den anderen aufzuschliessen und in dieser Beziehung sich selbst zu finden. Jeder Mensch ist das Ebenbild Gottes, deshalb müssen alle gesell­schaftlichen oder kulturellen Unterscheidungen in den grundlegenden Rechten der Person wegen der Hautfarbe, der Sprache, der gesellschaftlichen Lage oder der Religion beseitigt werden.10 11 12 13 Die Kirche sieht die Lösung der sich erheben­den Fragen in den Dialogen und erörtert, dass die Christen mit all ihren Mög­lichkeiten an der gesellschaftlichen Entwicklung teilnehmen sollen.1' 10 Uneme encyclicae Rerum novarum. Sanctissimi D. N. Leonis Papae Xlll\ den Text siehe: http://w2.vatican.va/content/leo-xiii/la/encyclicals/documents/hf_l-xiii_enc_l 5051891 _rerum­­novarum.html. (Termin der Forschung: 10. Februar 2017). 11 Constinolo pastoralis tie ecclesia in muntlo huius temporis Gaudium et spes; http://www.vati­­can.va/archive/hist_councils/ii_vatican_council/documents/vat-ii_const_ 19651207_gaudium­­et-spes_lt.html. (Termin der Forschung: 10. Februar 2017). 12 Katechismus der katholischen Kirche, n. 1935. 13 Die Wahrheit verfehlen die, die im Bewußtsein, hier keine bleibende Stätte zu haben, sondern die künftige zu suchen, darum meinen, sie könnten ihre irdischen Pflichten vernachlässigen, und so verkennen, daß sie, nach Maßgabe der jedem zuteil gewordenen Berufung, gerade durch den Glauben selbst um so mehr zu deren Erfüllung verpflichtet sind. - Im selben Grade aber irren

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