Folia Theologica et Canonica 5. 27/19 (2016)
SACRA THEOLOGIA - Mihály Kránitz, Die Kirchen für Europa
34 MIHÁLY KRÁNITZ Der Erzbischof von Dijon. Roland Minnerath (1946-) hält von den vor Europa bevorstehenden Herausforderungen die Armut für die grösste, auf die die Kirche reagieren soll. Der Prozess der Globalisierung scheint nicht umkehrbar zu sein, die auf den Gebieten der Gesellschaft, Wirtschaft, des Rechts und der Kultur unterschiedliche Äußerungen hat, aber die Erfahrung zeigt, dass sie die Zukunft der ganzen Menschheit trotzdem nicht zu regeln vermag, hauptsächlich nicht ihre Absicht, dass sie die Einheit der Menschheit befördern könnte. Ganz im Gegenteil, die Erscheinung stellt solche dringenden Fragen, die auch auf das gemeinsame Leben der Personen und der Zivilisationen auswirken.14 Der Katechismus der katholischen Kirche (1992) hat schon vor fünfundzwanzig Jahren formuliert, dass die entwickelten Länder die Flüchtlinge in einer Gefahrenlage ihren Möglichkeiten gemäss aufnehmen sollen, denn das ist zur gleichen Zeit eine christliche und eine bürgerliche Pflicht.15 Natürlich vergisst die Kirche das Maß und die persönlichen Pflichten auch nicht, wenn sie im Falle des Einwanderers, des Flüchtlingen auf die vollkommene Beachtung der Gesetze der aufnehmenden Länder aufmerksam macht.16 Auch heute ist die gemeinsame Konstitution der europäischen Christen, die Charta Oecumenica (2001 ) gültig, die sich für das einheitliche Europa einsetzt. Der III. Kapitel ist auch in seinem Titel ausdrucksvoll, der eine Art „Bekenntnis" der Kirchen verfasst: UNSERE GEMEINSAME VERANTWORTUNG IN EUROPA. Dieses Verhalten wünscht die Gemeinschaft der Europa bildenden die, die umgekehrt meinen, so im irdischen Tun und Treiben aufgehen zu können, als hätte das darum gar nichts mit dem religiösen Leben zu tun, weil dieses nach ihrer Meinung in bloßen Kultakten und in der Erfüllung gewisser moralischer Pflichten besteht. 14 Minnerath, R., Crise economique etpauvreté: defi pour l'Europe d’aujourd’hui. La proposition catholique, in Consilium Conferentiarum Episcoporum Europae. La crisi economica e la povertà: sfide per l’Europa di oggi. Atti del III Forum Europeo Cattolico-Ortodosso, Lisbona, Portogallo, 5-8 giugno 2012, Bologna 2013. 117-127. Der Erzbischof von Dijon hat die Humanisierung der Globalisierung zum Ziele gesetzt, die ausschließlich auf den Werten der Soldarität gebaut werden kann, deren Bewachung und Hütung keine neueren Ungleichheiten schaffen darf. ibd. 127. 15 Vgl. KKK 2241 : „Die wohlhabenderen Nationen sind verpflichtet, so weit es ihnen irgend möglich ist, Ausländer aufzunehmen, die auf der Suche nach Sicherheit und Lebensmöglichkeiten sind, die sie in ihrem Herkunftsland nicht finden können. Die öffentlichen Autoritäten sollen für die Achtung des Naturrechts sorgen, das den Gast unter den Schutz derer stellt, die ihn aufnehmen.“ Vgl. http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P83.HTM (Termin der Forschung: 10. Februar 2017). 16 Vgl. KKK 2241: „Die politischen Autoritäten dürfen im Hinblick auf das Gemeinwohl, für das sie verantwortlich sind, die Ausübung des Einwanderungsrechtes verschiedenen gesetzlichen Bedingungen unterstellen und verlangen, daß die Einwanderer ihren Verpflichtungen gegenüber dem Gastland nachkommen. Der Einwanderer ist verpflichtet, das materielle und geistige Erbe seines Gastlandes dankbar zu achten, dessen Gesetzen zu gehorchen und die Lasten mit zu tragen.“ Vgl. http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P83.HTM (Termin der Forschung: 10. Februar 2017).