Folia Theologica et Canonica 5. 27/19 (2016)

SACRA THEOLOGIA - Mihály Kránitz, Die Kirchen für Europa

30 MIHÁLY KRANITZ Sowohl von katholischer als auch von protestanter und orthodoxer Seite kann eine Formulierung der mit Europa verbundenen Befürchtungen der vergange­nen Jahre beobachtet werden. Der offene Brief der KEK verfasst in 13 Punkten seine Bemerkungen im Zusammenhang mit dem Christentum und dem europäi­schen Erdteil. Eine Eigenartigkeit des offenen Briefes ist es, dass sein Anreden eine Antwort erwartet und der Brief fordert tatsächlich zum Dialog und zur Konsultation auf. Die Erfahrungen der Kirchen zeigen jetzt als eine Art „Baro­meter“, dass es unmöglich ist, die Einheit von Europa ohne die Vertretung und Verwirklichung der gemeinsamen Interessen zu sichern. Wenn die Kirchen ihre Meinungen äußern, verfassen sie auch zur gleichen Zeit, dass es nicht reicht, die Zukunft eines Erdteils durch gesellschaftliche, politische und wirtschaftli­che Organisationen zu leiten, deshalb müssen auch die Meinungen der christli­chen Kirchen gehört werden, denn Europa hat auch eine Seele. Die Analyse des offenen Briefes betrachtet als Ergebnisse die wirtschaftliche Zusammenarbeit und den gemeinsamen Markt, durch die sich auch die Solidarität durchsetzen kann, sowie den freien Verkehr innerhalb der Grenzen von Schengen und die Werte des für die Welt der Universitäten so wichtigen Erasmus-Programms. All diese können die Erfolge Europas zusammen bilden, aber die Geschehnisse der veränderten Welt (die Wirtschaftskrise, das Erscheinen der Flüchtlinge und der gewaltsamen Konflikte, das Enttäuschtsein der europäischen Bevölkerung) bedrohen den Plan, der als ein „einheitliches Europa“ bezeichnet werden kann. Der offene Brief formuliert mutig, dass ihm bei seinen Vorschlägen der theolo­gische Gesichtspunkt behilflich ist, der auf die Krisensituation mit der Ver­stärkung der Gemeinschaft (koinonia) und des Dienstes (diakonia) eine positi­ve Antwort zu geben wünscht. Da die Europa bildenden Völker und Personen zur gleichen Zeit zu einer bürgerlichen und einer religiösen Gesellschaft, in diesem Falle zu den Gesellschaften des Christentums gehören, setzen die 114 orthodoxen. Protestanten, anglikánén und altkatholischen europäischen Kirchen ihre Erwägungen und in bestimmten Sinne ihre angstvollen Fragen bezüglich der Zukunft von Europa auf. Der offene Brief zeigt etwa fünf Visionen, die zur Sicherung der gemeinsa­men Werte des jeweiligen Europas beitragen können. Zuerst fordert er die Kir­chen auf, mit ihren eigenen Vorstellungen zur Zukunft des Erdteils beizutra­gen, zweitens: wir sollen die durch das öffentliche Leben und das Christentum übernommenen Werte wieder aussprechen und verstärken, wie die menschli­che Würde, der Frieden, die Versöhnung, die Gerechtigkeit, der Rechtsstaat, die Demokratie, die Berücksichtigung der menschlichen Rechte, die Solidarität und die Nachhaltigkeit. Drittens: die Kirchen sollen ihre Anstrengungen steigern, um die christlichen Tugenden immer sichtbarer zu machen, wie die Ehre der anderen, die Solidarität, der Dienst und der Bau der Gemeinschaften. Viertens: der Brief fordert zu einem umfangreichen Dialog bezüglich der Rolle der Euro­päischen Union und in Bezug auf die Zukunft des Kontinentes aufgrund der

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