Folia Theologica et Canonica 5. 27/19 (2016)
IUS CANONICUM - Géza Kuminetz, Erwägungen über die Pornographie - katolisch betrachtet
ERWÄGUNGEN ÜBER DIE PORNOGRAPHIE - KATHOLISCH BETRACHTET 127 II. Der Begriff der Pornographie UND IHR PERSÖNUCHKEITSSCHÄDIGENDER CHARAKTER In uns, Menschen gibt es also eine gewaltige Kraft, die uns einerseits durchdringt und dadurch unser Geschlecht bestimmt, andererseits sucht sie ihre Befriedigung nach aussen strebend, und dabei schafft sie menschliche Beziehungen guter und schlechter Qualität. Wenn wir diese Bewegung von uns nicht pflegen und nicht humanisieren, wird ihre Kraft in uns vorherschend. Näher betrachtet können wir das Unkeuschheit nennen,13 das heisst das Ausnutzen, die Irrwege beziehungsweise das böse Erleben unserer sexuellen Bewegung.14 Die Industrie der Pornographie als ein Faktor, der die Konsummöglichkeiten dieses Gebiets zu einem globalen Markt entwickelt, steht gerade im Dienste derer, die die Sexualität von seinem ursprünglichen Weg abwendig machen und in die Sackgasse der Devianzen und Brutalitäten leiten und zwingen wollen. Das zügellose Ausleben der Unkeuschheit ist für die Abnahme der Bevölkerung günstig, es hatja einen selbstzerstörenden Charakter.15 Und dieser Charakterzug kommt den Herrschern der Welt sehr erwünscht, die eine der Garantien für das Fortbestehen der kapitalistischen Konsumgesellschaft (Reicherwerden für das Reicherwerden, Macht für die noch grössere Macht) gerade in der drastischen Verminderung der Bevölkerung der Welt sehen.16 Die Pornographie verlangt also ihre Opfer dadurch, dass sie die befruchtende Kraft, das heisst die sexuelle Kraft auf Irrweg und Holzweg lenkt und in Ketten hält. 15 Von der Unkeuschheit ausführlicher siehe: Giorello, G., A hét főbűn. Bujaság. A megismerés szenvedélye [Die sieben Hauptsünden. Unkeuschheit. Die Leidenschaft der Erkenntnis], Budapest 2012. 14 John Kekes erwähnt doch unter den Wurzeln des Bösen die Unkeuschheit nicht, wir denken aber, dass seine sechs Paradigmen einen exemplifikativen Charakter haben ( 1. der Glaube, denn er den Verstand verachtet; 2. die Ideologie, denn sie den Gegner dämonisiert; 3. die Ehre, denn sie in den politischen Meinungsunterschieden eine persönliche Beleidigung sieht; 4. die Ambition, denn sie bezüglich der Mittel nicht wählerisch ist; 5. der Neid, denn er macht einen gehässig; 6. die Trägheit oder der Überdruss (acedia), denn er vertreibt die Langweile, nachdem er seine Freude in dem Bösen gefunden hat. Vgl. Kekes, J., A gonoszság gyökerei [Die Wurzeln des Bösen], Máriabesnyő-Gödöllő 2007. 129-130; 86-88. und 120-122. Die Wurzeln des Bösen können also erweitert werden, und gerade die Opfer der Pornographie werden zu andere Menschen demütigenden, brutal misshandelnden, vergewaltigenden und grausam hinrichtenden Wesen. Das Christentum hat in den sog. Hauptsünden die in den Personen steckenden Kräfte und Bewegungen zusammengesammelt, die, wenn wir sie nicht entspechend pflegen, zu den Gründen der Bosheit werden, oder es ist vielleicht richtiger so zu formulieren, dass sie uns ein wirksames Motiv und einen wirkungsvollen Raum geben. Die Zahl der Hauptsünden, dass heisst die Sieben ist eine symbolische Zahl, also es kann prinzipiell zu jeder Zeit mit einem, auf anderes nicht zurückzuführenden Vitium identifiziert werden. 15 Vgl. Giorello, G., A hétfőbűn, 181-185. 16 Vgl. George S., Lugánói tanulmány [Studie von Lugano], Budapest 2009. 97-234.