Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)

SACRA THEOLOGIA - Mihály Kránitz, Das Evangelium der Vielfalt der Kulturenzukommen lassen

12 MIHÁLY KRANITZ I. Die religiöse Gegebenheit ist ein Teil der Menschengeschichte und ein Ausgangspunkt der Kultur Die Geschichte der Religionen ist mit der Geschichte der Menschheit gleichalt­rig.3 Die Gottkenntnis war von den ersten Menschen an in den gesellschaftli­chen Äußerungen immer anwesend. Diese Gegebenheit bestimmte dann das alltägliche Leben des Menschen, und auf dem Erden, wo er „sich eingerichtete”, schuf er seine Umgebung sowie seine eigene Kultur und Zivilisation. Von den zahllosen religiösen Verhalten hebt sich das Christentum mit seiner alt- und neutestamentlichen Offenbarung heraus. In der christlichen Lehre erreicht das letzte Ziel und die letzte Bestimmung des Menschen seinen Gipfelpunkt in Jesus Christus, der die Erfüllung und der Schlüssel des großen Wartens der Menschheit ist. Davon handelt im Neuen Testament der Brief an die Hebräer: „Viele Male und auf vielerlei Weise hat Gott einst zu den Vätern gesprochen durch die Propheten; in dieser Endzeit aber hat er zu uns gesprochen durch den Sohn, den er zum Erben des Alls ein­gesetzt und durch den er auch die Welt erschaffen hat.”4 Das Zweite Vatikanische Konzil lehrt, dass sich im Christentum die Bezie­hung zwischen Gott und dem Menschen auf eine unvergleichbare Weise ver­wirklicht, in dem ein Dialog und die Teilnahme an der göttlichen Natur zustande kommt.5 Wenn die Kirche auf diese Weise Christus erkennt und ihn als den Er­löser aller Menschen verkündet, der „der Weg, die Wahrheit und das Leben ist”,6 gesteht sie zur gleichen Zeit, dass der Mensch die Vollendung des religiösen Lebens in ihm findet.7 Dabei müssen die Christen mit den Vertretern von anderen Religionen den Dialog klug und liebevoll führen - die auch in Europa immer mehr anwesend sind -, wobei sie auch die spirituellen und kulturellen Schätze kennenlemen und weiterentwickeln, die in diesen Religionen zu finden sind.8 Die Religion und der Glaube sind also kulturschaffende Faktoren, sowie die charakteristischen Züge des Menschen. Dadurch, dass der Mensch seine viel­fältigen spirituellen und körperlichen Fähigkeiten ausbildet und entfaltet, sozu­sagen die Welt erobert, macht er das familiäre und menschliche Leben mensch­licher, und seine Werke mit den anderen teilend dient er zum Aufstieg der ganzen Menschheit.9 3 Über die menschliche Religiosität und das Erscheinen des Glaubens siehe: Otto, R., A szent, Budapest 1997. Eliade. M., A szent és a profan, Budapest 1996. Das Werk von Rudolf Otto ist ursprünglich im Jahre 1917 erschienen (Das Heilige), und die Studie von Mircea Eliade im Jahre 1956 (Das Heilige und das Profane). 4 Hebr 1,1-2. 5 Vgl. Dei Verbum, 2. <• Jn 14,6. 7 Vgl. Nostra aerate, 2. 8 Ebd. 9 Vgl. Gaudium et spes, 53.

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