Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)

SACRA THEOLOGIA - Mihály Kránitz, Das Evangelium der Vielfalt der Kulturenzukommen lassen

DAS EVANGELIUM DER VIELFALT DER KULTUREN ZUKOMMEN LASSEN 13 Auf den Ursprung der Kultur weist die Tatsache hin, dass Gott am Anfang der Schöpfung den Menschen beauftragt hatte, die Erde zu kultivieren.,0 Da­durch nimmt der Mensch am schöpfenden Werk Gottes teil, was auch mit den lateinischen Wörtern colo (Kult) und cultura (Kultur) ausgedrückt werden. Der Ackerbau und das Schaffen selbst sind kultische, sozusagen religiöse, heilige Handlungen." Die Werte der Persönlichkeit errreichen im Christentum ihre wahre Harmonie und bilden im Zusammenhang der Vernunft, des Willens, des Gewissens und der Brüderlichkeit den ganzen Menschen. Der christliche Glaube erklärt, dass der Grund von all dem der schöpferische Gott ist, die ihre Vollen­dung in Christus gewinnen und so zu einer höheren Wesensordnung gelangen.10 11 12 II. Das Christentum erobert Europa In den ersten Jahrzehnten der Geschichte des Christentums hat sich der Glaube und die neue Religion in den Städten vom Nahen Osten, Kleinasien, Griechen­land, Nordafrika, der italienischen Halbinsel, Gallien und Hispanien verbreitet und begann mit unvergleichlicher Schnelligkeit ein neues Menschenbild, eine neue Gemeinschaft, eine neue Gesellschaft, eine neue Kunst und eine neue Kul­tur zu entfalten. Wenn es keinen Glauben gibt, dann gibt es auch keine Kultur, und wenn es keinen Gottesglauben gibt, spiegelt dann der Mensch in seinen Werken nur sich selbst wider. Die Berufung des Menschen ist aber übernatür­lich und nicht sich selbst. Auf diese Weise hat sein Leben keinen übernatürli­chen Auslauf und keine übernatürliche Vollendung, denn das Ende unseres zerbrechlichen menschlichen Lebens ist nicht die erfolgreiche Verwirklichung oder das vollkommene Glück sondern der Tod.13 Das Christentum hat mit der Weitergabe des Glaubens den zum übernatür­lichen Leben berufenen Menschen in den Vordergrund gestellt. Durch seine Aufforderung zum Bekehren, zum Buß, zur Verbesserung des Lebens und zur Heiligkeit zeichnet sich das Gesicht von Christus auf dem Gesicht des den Gla­uben Angenommenen. Die christliche Predigt war nie bloß eine Theorie son­dern das wirklichste Leben. Das vollkommenste Vorbild der Verwirklichung des menschlichen Lebens war Jesus von Nazareth selbst, der mit seinem Tod und mit seiner Auferstehung „den Menschen dem Menschen selbst vorstellte und seine herrliche Berufung entdeckte”.14 10 Gen 2,15. 11 Vgl. cultura -ae (0: Mívelés, in Dictionarium Latino-Hungaricum, Cibinii (Nagyszeben), 1767, 160; art. colo, ui, cultum, ere, Megmivelem, ebd. 14. 12 Vgl. Gaudium et spes, 61. 13 Vgl. Gaudium et spes, 22. 14 Ebd.

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