Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)

SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, „Philosophische" Anthropologie

..PHILOSOPHISCHE” ANTHROPOLOGIE 75 Bei Descartes steht die Substanz-frage im Mittelpunkt, wobei er den Dualis­mus nicht aufgelöst hat (RES COGITANS - RES EXTENSA).13 Mit den eingebo­renen Ideen („idea innata”) des Descartes, leugneten Locke14 und Hume auch die Substanz, und die Substantialität der Seele. - Auf der anderen Seite behaup­tete Christian Wolff mit der Metaphysica generalis, cosmologia auch die Mög­lichkeit einer psychologia rationalis und einer theologia naturális. - Die Kritik der reinen Vernunft von Kant ist gleichzeitig eine Kritik der Wölfischen Meta­physik.15 In dem Paralogismenkapitel unterzieht Kant16 die Substantialität, Simplizität, Personalität und Idealität der Seele einer scharfen Kritik, scheint aber gerade den Paralogismus der Substantialität nicht aufgelöst zu haben. - Darauf knüpft Fichte17 mit der Behauptung an: Kant hat zwar die intellektuelle Anschauung geleugnet, aber nur die sinnliche intellektuelle Anschauung. Kant hat die „Interessen” der Vernunft (was kann ich wissen, was soll ich tun, was darf ich hoffen?) auf die Frage: „Was ist der Mensch” zurückgeführt. - Und Fichte behauptet, Kant hat recht, als er zum Schluss von der praktischen Ver­nunft ausgeht: dies’ entspricht dem „Ich” von Fichte, welches er als „Tathand­lung” charakterisiert, und das schöne Buch „Die Bestimmung des Menschen” schreibt. Ganz entscheidend war für das weitere Schicksal der „philosophischen” Anthropologie die Leistung Husserls, „Phänomenologie” genannt."1 Durch die eidetische Reduktion (und später transzendentalen Reduktion) will Husserl ge­genüber Psychologismus und Historismus die Wesenschau gewinnen. Auf ihn beruft sich Heidegger in „Sein und Zeit” wenn er von der „Daseinsanalyse” spricht,19 und Max Scheler in seiner: „Die Stellung des Menschen im Kos­mos”.20 - Von beiden hat sich Husserl distanziert.21 Arnold Gehlen hat in sei­nem Buch „Der Mensch” versucht das spezifisch Menschliche von der Sprache und den Institutionen her zu begreifen, hat aber scharfe Kritik erfahren.22 13 Descartes, R.. Briefe ( 1629-1650), Staufen Verlag 1949. 14 Schöndorf, H., John Locke, in Stimmen derZeit 129 (2004) 675. 13 Wolff, Ch., Vernünftige Gedancken von Gott, der Welt und der Seele des Menschen, Halle 1751. 16 Schmitz, H., Was wollte Kant?, Bonn 1989. 17 Rokay, Z., Die „Religionsphilosophie” Johann Gottlieb Fichte. Ihre Hintergründe und ihre Aktualität in Folia Theologien et Canonica IT (24/16) [20131 99; ders. Zwischen Klassik und Ro­mantik, Aachen 2014. 15 Husserl, E., Die Krisis der europäischen Wissenschaften (/., 11.9.) in Philosophie!, Belgrad 1936. 19 Heidegger, M., Sein und Zeit, Tübingen 1927. 20 Scheler. M., Die Stellung des Menschen im Kosmos, Bonn 1928. 21 Interview mit Martin Heidegger, Spiegel (geführt: am 23.09.1966, erschienen: 30.05.1976.). 22 Meyer, H., Zur empirischen Philosophie Arnold Gehlens i n Philosophia Naturális 4/1986.

Next

/
Thumbnails
Contents