Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)
SACRA THEOLOGIA - Hans Mendl, Wenn der Tod einbricht (...) Kinder, Gott und das Leid
FOLIA THEOLOGICA ET CANONICA (2015) 45-59 Hans Mendl WENN DER TOD EINBRICHT (...) KINDER, GOTT UND DAS LEID* I. Wahrnehmen: Die gesellschaftliche Bedeutung von Tod und Trauer, /. Die Allgegenwärtigkeil von Tod und Leid in der Gesellschaft, 2. Der Bedeutungsverlust der Kirchen bei der Trauer- arbeif, II. Urteilen: Theologische Antworten und Grenzziehungen, /. Theologische Antwortversuche, 2. Unangemessene Antworten und Handlungsstrategien, 1. Die Formulierung eindeutiger Antworten, 2. Die vereinfachte Rede vom „lieben Gott“, 3. Unangemessene Trostworte, 3. Das christliche Argument: Solidarität-, III. Handeln: Religionspädagogische Konsequenzen, I. Die Gottesrede weiten, 2. Kinder als kleine Theologen betrachte, 3. Den Tod in der Schule und im Kirchenjahr thematisieren, 4. Wenn der Tod einbricht:, 1. Als Erwachsener angemessen reden und handeln, 2. Zum Trauern ermutigen, 3. Den Traditionsschatz des Christentums nutzen; IV. Uns allen blüht der Tod I. Wahrnehmen: Die gesellschaftliche Bedeutung von Tod und Trauer Ein Gedankenexperiment: Vor Ihnen steht ein Glas mit einem „Wasser des Lebens“. Wenn Sie es trinken, werden sie unsterblich. Dieser Vorgang ist allerdings unumkehrbar. Würden Sie zum Glas greifen? Das Menschenleben ist endlich, und gerade das Lebensende erweist sich individuell und kollektiv als herausfordernd und problematisch, vor allem dann, wenn dieses Ende überraschend, in jungen Jahren und von außen bewirkt ein- tritt. Gäbe es eine bessere Welt? Der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz bestimmte diese Welt als die beste aller denkbaren - trotz oder gerade angesichts der Unzulänglichkeiten des Menschen, der Existenz des Bösen und der negativen Widerfahmisse des Lebens. In seiner „Theodizee“ bemühte er sich um die Rechtfertigung Gottes.1 Dieser Optimismus gerät aber immer wieder ins Wanken: So stellt sich die Präge: Wie lässt sich angesichts des Leids in der Welt die * Bei dem Artikel handelt es sich um den Vortrag, der am 29.05.2015 in Passau im Rahmen des Deutsch-Ungarischen Theologentages „Der Gottesglaube und das Leid” am Department für Katholische Theologie gehalten wurde. 1 Leibniz, G. W. von, Essais de Théodicée sur la bonté de Dieu, la liberté de T homme et T origine du mal (Abhandlungen über die Theodizee von der Güte Gottes, der Freiheit des Menschen und dem Ursprung des Bösen), Amsterdam 1710.