Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)
SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Rolle des sakralen Ortes und der sakralen Gemeinschaft in der Pastoration
26 GÉZA KUMINETZ rung der menschlichen Bestrebungen ist. Die Architektur schlitzt den Körper, dient den Ansprüchen des physischen Lebens und zur gleichen Zeit ist sie auch das Heim für die Seele. (...) Sie kann die Ahnung, in der die Seele Gottes Nähe spürt, in ihre Wände schliessen. Darum formt sich der Geist der Zeitalter auf dem Gesicht der Architektur”.7 Deshalb kann die Architektur auch heute als die Königin der Künste betrachtet werden. Die Kunst ist alo nicht nur Ästhetikum, auch nicht nur die Ausdrucksform der Darstellung der Wirklichkeit sondern auch die Ausdrucksweise der Wertschätzung der Wirklichkeit; darum kann sie im Dienste der Sakralität stehen, weil die Heiligkeit gerade das Wahre, das Gute und das Schöne verkörpert. In diesem Sinne ist das Hauptthema der wahren Kunst das Kontemplieren und Darstellen des Sakralen. Das ist auch im Falle wahr, wenn für die Künste von heute nicht das sondern das Ästhetikum oder nur die blosse Darstellung das Leitprinzip geworden ist.8 Ein Auftrag für das Bauen einer Kirche hat die Phantasie und Schaffenslust von vielen grossen Künstlern erregt und befruchtet. Sie haben darin erahnt, dass der Auftrag und ab und zu auch die Inspiration von der Königin der Künste kommt. Die Grössten bauten Kirchen als Glaubensbekenntnis und nicht nur als berufliche Herausforderung, um ihre Talent zu beweisen. In der Architektur und Errichtung der Kirche beziehungsweise in ihrer bestimmungsgemässen Benutzung hat jede Kunst ihren eigenen Platz gefunden; der Architekt, der Maler, der Skulpteur, der Goldschmied, der Schneider der heiligen Kleider, der Musiker, sogar von den besondersten der Künstler der Leiturgos und der Rhetor und auch der Prediger (mindestens diejenigen, die von ihnen das küntleri- sche Niveau als Gipfel der Selbsthingabe betrachtet haben). Die Form der Kirche, ihre Einrichtungsgegenstände, die sich in ihr befindenden Kunstwerke tragen und suggerieren die spezielle Auffassung der gegebenen Religion, den Charakter der Beziehung der Gottheit und des Menschen, das, wie der Gläubige dem Übernatürlichen, dem Mysterium gegenübersteht, wie er sich der Gottheit zu nähern wünscht: ob er den Himmel auf den Erden herunterbringen oder sich selbst, den Menschen in den Himmel hinaufheben will.9 Die in verschiedenen Zeitaltern gebauten Kirchen der bestimmten Religion können sogar die Charakteristiken der bestimmten Religion für das angegebene Zeitalter übernehmen. 7 Vgl. Somogyi, A., A modern katolikus művészet [Die moderne katholische Kunstl (Budapest 1933), 15. 8 Vgl. Kálmán, P., Szakrális művészet [Sakrale Kunst], in Culmen et Fons (Bibliotheca Liturgica I), Budapest 2004. 71. 9 Vgl. Bánhegyi, B.M., Ars sacra, in Cs. Varga, I. (red.), Szent művészet. Tanulmányok az ars sacra köréből [Heilige Kunst. Studien aus dem Kreis der ars sacral, Budapest 1994. 21.