Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)

SACRA THEOLOGIA - Mihály Kránitz, Das Evangelium der Vielfalt der Kulturenzukommen lassen

14 MIHÁLY KRANITZ Bei der Wiedergabe des Evangeliums hat der Glaube seine Wirkung ergeb­nisvoll ausgeübt, denn mit dem Aufhören der Christenverfolgungen (durch das Dekret von Mailand des Kaisers Konstantin des Großen im Jahre 313 n. Chr.) hat die Kirche sowohl Glaubens- als auch Ausdrucksfreiheit erhalten. In Euro­pa sind die Kirchen und mit der Erscheinung des Mönchentums die Kloster der Reihe nach gebaut worden, und damit zusammen begann auch eine kulturelle Revolution, die die Werte der Vergangenheit verwendete und darauf bauend die Werke mit der Bedeutung der übernatürlichen Wirklichkeit erfüllte. Das kann die Inkulturation des christlichen Zeitalters genannt werden, denn auf dem christlichen Boden war die griechische, römische oder die vorhergegangene Kulturwelt anwesend. Die Künstler der neuen Religion haben die verschiede­nen Ausdrucksmittel durch die Übernahme von Methoden und Anwendungen sozusagen „geweiht”. Im Osten können wir den Weg der Ikonen folgen, die so­wohl Gegner als auch Befürworter gehabt hatten, aber zum Schluss kristalli­sierte sich die Bildverehrung der Orthodoxie trotzdem heraus. Im Laufe von einigen Jahrhunderten ist in Europa eine selbstständige christ­liche Kultur entstanden. Bis ins Mittelalter wurde der europäische Kontinent von den großen Städten bis zum kleinsten Dorf mit Kirchen bevölkert, und Euro­pa erreichte die Volljährigkeit, da in all seinen Äußerungen der Ausdruck des Glaubens wahrzunehmen war. Der die Gesellschaft durchziehende Sieg und die bestimmende Kraft des Glaubens zeigte sich damals in der engen Zusam­menarbeit des Staates und der Kirche. Auch vor dem Zeitalter der Entdeckun­gen durchdrungte das Christentum mit seinen feierlichen Riten die ganze Ge­sellschaft und in seinen künstlerischen Äußerungen, die von der Gregorianik bis zu den gothischen Kathedralen zu folgen waren, bestimmte es das Leben des europäischen Menschen auf die natürlichste Weise. III. Die Trennung des Glaubens und der Vernunft sowie das Selbstständigwerden der Kultur Mit dem Erscheinen der Universitäten begann das Selbstständigwerden der weltlichen Kultur, was auch eine langsame aber allmähliche Trennung von der Kirche und vom Glauben bedeutete. Die Kunstarten der Renaissance und Aufklärung trugen noch die auf die christliche Kultur hinweisenden Elemente in sich, aber die säkulere. weltliche Denkweise wirkte auch auf die künstleri­schen Handlungen des Menschen.15 15 Die katholischen Universitäten haben heute weltweit die Aufgabe, innerhalb und ausserhalb der Universität kulturelle Begegnungen vorzubereiten. Vgl. Kongregation für das katholische Bildungswesen - Päpstlicher Rat für die Laien - Päpstlicher Rat für die Kultur, Das Apostolat über den religiösen Unterricht an katholischen Schulen.

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