Folia Theologica et Canonica 4. 26/18 (2015)
SACRA THEOLOGIA - Krisztián Vincze, Die Realität und die würde des Leidens in der Philosophie von Simone Weil
FOLIA THFOLOGICA ET CANONICA (2015) 105-114 Krisztián Vincze DIE REALITÄT UND DIE WÜRDE DES LEIDENS IN DER PHILOSOPHIE VON SIMONE WEIL* I. Simone Weil und ihre „christliche“ Philosophie; II. Das Problem des Leidens, I. Die Phänomenologie des Leidens, 2. Die Ursache des Leidens - der Mechanismus der Weh, 3. Die Würde des Leidens - Das Leiden als Vertiefung der Transzendenz, 4. Das Leiden und die Transzendenz, 5. Zusammenhang von Leiden, Mitleid und Dekreation, 6. Christi Passion in der Philosophie Simone Weits-, III. Kurze Reflexion I. Simone Weil und ihre „christliche“ Philosophie Beschäftigt man sich mit der Person und Philosophie von Simone Weil1, muss sofort vorweggenommen werden, dass ihre Gedanken, ihre Werke von der christlichen Reflexion noch in keiner endgültigen Form bewertet wurden, und ihnen gegenüber sich noch keine eindeutige Stellungnahme herausgebildet hat. Weil wurde in der jüdischen Religion erzogen und obwohl sie dazu später die Möglichkeit hatte, weigerte sie sich lange Zeit, sich taufen zu lassen, was schließlich erst kurz vor ihrem Tod geschah. Ihre Gedanken sind von christlichen Impulsen durchgedrungen, aber ihr Christentum besteht vor allem aus ihrem eigenen Christus-Erlebnis, aus ihrem eigenen Bibelstudium und aus den Kenntnissen von einigen christlichen Mystikern. Laut Miklós Vető widersprechen einige ihrer Gedanken der katholischen Lehre, da sie keine umfassende Kenntnis des Christentums hatte.2 Papst Paul VI. und Gabriel Marcel meinen, sie sei die christlichste Autorin des XX. Jahrhunderts, wobei aber Marcel ergänzt; „Alles, was über sie gesagt werden kann, verfälscht sie leicht, so ist es immer sinnvol* Bei dem Artikel handelt es sich um den Vortrag, der am 29.05.2015 in Passau im Rahmen des Deutsch-Ungarischen Theologentages „Der Gottesglaube und das Leid” am Department für Katholische Theologie gehalten wurde. 1 Über ihr „ungewöhnliches Leben“ schreibt Otto Betz und über ihre „Philosophie“ Miklós Vető. Vgl. Betz, O., Schönheit spricht zu allen Herzen. Das Simone-Weil-Lesebuch, München 2009. 9-43. Vető, M, Simone Weil vallásos metafizikája (La métaphysique religieuse de Simone Weil, Paris, Vrin 1971), Budapest 2005. 13-24. 2 Vgl. Vető, M„ Simone Weil, 198.