Folia Theologica et Canonica 3. 25/17 (2014)

SACRA THEOLOGIA - Krisztián Vincze, Praeambula F idei anhand der Phänomenologie - Eigenschaften und Zentrale Gedanken der Religionsphilosophie Bernhard Weltes

92 KRISZTIÁN VINCZE dazu, dass in dem geschichtlichen Leben der Epiphanie Gottes nicht nur der Aufgang Gottes, sondern auch wieder das Verklingen der Gestalt Gottes sich als mögliche Erfahrung geben kann. Namen, Gestalten, Symbole steigen auf, wer­den vielleicht sogar mächtig, später aber klingen sie dann ab - dafür bietet die Geschichte der Religionen auffälliges und reiches Anschauungsmaterial. Wel­tes Meinung nach, wenn Heidegger, Hölderlin über den „Fehl Gottes” sprechen, dann beziehen sie sich auf jene Erfahrungen, nach denen die Präsenz Gottes ausbleibt, und nach ihm nur verstohlene Spuren Zurückbleiben, die auch ver­weht werden können, und dies dann die „Nacht der Gottesfeme”28 bedeutet.29 3. Phänomenologie des Glaubens Das menschliche Verhalten Gott gegenüber kann nicht mit der Gewissheit des Wissens charakterisiert werden. Das Wissen der exakten Wissenschaften weist auf Objekte und Sachen, die von dem Menschen beherrscht und kontrolliert werden können, demgegenüber ist Gott aber nach Welte derjenige, über den man nicht verfügen kann. Allen verdinglichenden-Tendenzen gegenüber kann Gott nie als Obejekt, als etwas Bewiesenes, etwas Aufzeigbares ergriffen werden! Natürlich bedeutet es nicht, dass der Glaube oder das menschliche glaubende Verhalten nur mit einem subjektiven, eigenmächtigen oder sogar mit einem ir­rationalen Verhalten gleichgesetzt werden könnte.30 Der Glaube an Gott seiner Natur nach west zumeist in der Verbundenheit der menschlichen Freiheit.31 28 Welte, B., Religionsphilosophie, 137. 29 In diesem Zusammenhang führt Welte in einem anderen seiner Werke aus, was für Gründe und was für Sorten es im Atheismus geben kann. Einerseits spricht Welte über den negativen Atheismus, nach dem die Frage nach Gott einfach sinnlos ist, da die Existenz Gottes oder die Nicht-Existenz Gottes nie zum Objekt von wissenschaftlichen Fragen werden kann, die Ant­worten auf solche Fragen weder falsch noch wahr sondern gerade sinnlos sind. Im Hintergrund dieser Stellungnahme steht hauptsächlich das Erbe des Wiener Kreises, und des Neopositivmus. Der kritische Atheismus greift durch den Rationalismus den Begriff Gott an, und versucht Ihn durch seine verdinglichende Transformation aus allen welterklärenden Hypothesen auszulassen. Der aktive, positive Atheismus meint, die Affirmation der Existenz Gottes notwendigerweise zur Schmälerung der menschlichen Freiheit führt, demnach im Interesse der Autonomie des Menschen muss der Begriff Gott eher missbilligt werden. Es gibt schließlich die vierte Sorte des Atheismus, die aufgrund des Leidens gegen Gott argumentiert, indem sie keine beruhigende Erklärung auf die Verträglichkeit von Gottes Allmacht und von dem absurden Leiden findet. Vgl. Welte, B., Die philosophische Gotteserkenntnis und die Möglichkeit des Atheismus, in Zur Frage nach Gott, III/3. 24-38. 30 Der Glaube an Gott als menschliches Verhalten hat auch seine eigenen rationalen Argumente, seine vernünftige Beweisgründe,-trotz dessen kann der Glaube mit zwingenden Kräften nie be­gründet werden. Der Gläubige hat eine eigene und auch eigenartige Stellungnahme der Welt und sich selbst gegenüber, und sie fordert von keinem irrationale Lebensführung oder irrationa­le Entscheidungen. Wenn man sich mit Mathematik beschäftigt, dann merkt man, dass die Lehr­sätze der Mathematik mit zwingender Kraft wirken, d. h., sie können nicht anders gedacht oder

Next

/
Thumbnails
Contents