Folia Theologica et Canonica 3. 25/17 (2014)

SACRA THEOLOGIA - Krisztián Vincze, Praeambula F idei anhand der Phänomenologie - Eigenschaften und Zentrale Gedanken der Religionsphilosophie Bernhard Weltes

PRAEAMBULA FIDEI ANHAND DER PHÄNOMENOLOGIE... 93 Zur Begegnung zwischen dem Ich und Du sind ein bestimmtes Wagnis und der Mut des personalen Vertrauens notwendig, die ausschließlich nur aus der personalen Freiheit entspringen können. Nur in der Unterstützung der mensch­lichen Freiheit kann sich eine personale Beziehung herausbilden, und erst auf der ausgeformten ontologischen Ebene einer Beziehung kann das Eigentüm­liche des jeweiligen mitmenschlichen Du erblickt und erfahren werden. Dies alles läuft also „innerhalb des personalen Horizontes und damit innerhalb einer freiheitlich-personalen Bewegung, die in ihrem entscheidenden Punkt nicht ob­jektivierbar ist und also nicht in die Ordnung des objektiven Wissens gehört“32. Die Philosophie Kierkegaards konnte gut aufzeigen, dass der Glaubende seine ganze Existenz wirklich und im Emst in die Bewegung des Glaubens ein- bringen muss, was so ausschließt, dass der Glaube als eine bloß theoretische Erwägung oder Stellungnahme betrachtet sei. Der Glaubende sagt oft, dass er sich auf Gott verlässt, durch welche Worte er seinen Glauben bejaht. Aber weil Gott nie zu begreifen ist, so ist der Glaube an Gott wie ein großes Wagnis, wie ein Sprung in das Dunkle. So ist der Glaube „das kühnste und Innerlichste, das Umfassendste und Freiste, was der menschlichen Freiheit möglich ist“, und der Glaubende ist derjenige, der „über alles Begreifbare und Absehbare hinaus in die Tiefe des ewigen Geheimnisses Gottes läuft.“33. Nach dem Akt des Sprun­ges kann die Angst des seiner Freiheit bewussten Menschen bewältigt werden und er erfährt sich selbst und die ganze Welt als Gabe, als Geschenk, als Wort sie können nicht verneint werden. Im Fall der Naturwissenschaften sieht man, dass in ihnen einige Hypothesen durch lange Zeit vertreten werden können, aber es kann auch Vorkommen, dass eine Hypothese durch eine andere ersetzt werden muss, die das untersuchte Phänomen bes­ser erklären kann. Die Theorien der Physik sind auf hohem Grad verifizierbar, wenn aber es Phänomene auftauchen, die sich den früheren Theorien nicht unterwerfen wollen, dann müssen die Theorien überprüft, gegebenenfalls umgeändert, umgeformt werden. Bis frühere und neue Theorien miteinander konkurrieren, können die Wissenschaftler unterschiedlich Stellung nehmen, ob sie die eine oder die andere Theorie annehmen. Sie haben noch demnach einen bestimmten Spielraum, innerhalb der sie sich noch bewegen dürfen. Wenn aber die neue Theorie aus allen Aspekten verifiziert wird, dann entfällt die Möglichkeit der freien Wahl, und die verifizierte Theorie muss von allen Wissenschaftlern vertreten werden. Schließlich gibt es aber noch eine dritte Möglichkeit der menschlichen Stellungnahmen, die sich in den menschlichen, personalen Beziehungen kristallisiert. Wenn jemand von den Menschen unterschiedlich z. B für zuverläs­sig oder für unzuverlässig gehalten wird, dann kann es möglich sein, weil auf dieser Stufe, auf diesem Bereich des menschlichen Lebens der Spielraum viel grösser als in der Mathematik oder in den Naturwissenschaften ist. Dabei spielt also unsere personale Freiheit eine viel wichtigere Rolle, wenn wir eine Stellung nehmen oder wenn wir eine bestimmte Meinung vertreten. Man sieht also, dass die Natur des Glaubens oder die Natur der Abweisung des Glaubens sich nicht in die Menge der Mathematik und der Wissenschaften einordnen, sondern sie zur Kompetenz un­serer personalen Freiheit und unserer personalen Entscheidungen gehören. Vgl. Welte, B., Der Atheismus, 84-88. 31 Vgl. Welte, B., Religionsphilosophie, 159. 32 Welte, B., Religionsphilosophie, 160. 33 Welte, B., Religionsphilosophie, 163.

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