Folia Theologica et Canonica 3. 25/17 (2014)
SACRA THEOLOGIA - Imre Kocsis, Der Einfluss von Dan 7 auf die Johannes-Offenbarung
28 IMRE KOCSIS erkennbar. Die Schilderung des aus dem Meer hervorkommenden Tieres erinnert in vielen Details an die Vorstellung der vier Tiere in Dan 7,1-8. Im Aufsatz möchte ich einen Überblick darüber geben, wie die Hauptmotive von Dan 7 in der Johannes-Offenbarung übernommen und neu interpretiert wurden. I. Die Menschensohntexte in der Johannes-Offenbarung 1. 1,7 Der erste Hinweis auf den in Dan 7,13 vorgestellten Menschensohn befindet sich in Offb 1,7, der zu dem Abschnitt 1,4-8 gehört. Dieser Abschnitt zeigt Merkmale auf, die für die Briefliteratur charakteristisch sind. Er enthält ja die Hauptelemente des Präskriptes der antiken Briefe, und zwar die Adresse mit der Nennung des Absenders und der Adressaten (1,4) sowie den einleitenden Gruß, in dem den Lesern die Gnade und der Friede von Gott und von Christus erbeten wird. An den brieflichen Gmß schließt der Verfasser des Buches eine Doxologie an, in der die Erlösungstat Jesu Christi dankend verkündet und gepriesen wird. Der Doxologie folgt ein Prophetenspruch (Offb 1,7), der die Aufmerksamkeit auf die Zukunft richtet: „Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird ihn sehen, auch die, die ihn durchbohrt haben; und alle Stämme der Erde werden Uber ihn wehklagen.” Dieser Satz ist eine Kombination von Dan 7,13 und Sach 12,10-14. Die erste Hälfte des Spruchs - „Siehe, er kommt mit den Wolken” - kann als Zitatanklang betrachtet werden, weil sie dem Text der Septuaginta und noch mehr der Version von Theodotion sehr nahe steht: Septuaginta: Kat iSoù ènì xœv vecpcÀœv xoû oùpavoû cbç olôç àvOpdmo'u fjp%exo Theodotion: Kat iôoù Ttexà xœv vecpeÀœv xoû oùpavoû cbç môç ávGpcímot) èpxôpevoç rjv Offb 1,7: ’I5où ëp/exat pexà xœv vecpeXcov Die übrigen Aussagen des Propheten Spruches sind nichts anderes als eine kurze Zusammenfassung von Sach 12,10-14. Im Text von Sacharja liest man darüber. dass Gott „über das Haus David und über die Einwohner Jerusalems den Geist des Mitleids und des Gebets ausgießen” wird. Als Folge dieses göttlichen Aktes trauern die Jerusalemiten um eine mysteriöse Person, die „sie durchbohrt haben”.