Folia Theologica et Canonica 3. 25/17 (2014)

SACRA THEOLOGIA - Imre Kocsis, Der Einfluss von Dan 7 auf die Johannes-Offenbarung

DER EINFLUSS VON DAN 7 AUF DIE JOHANNES-OFFENBARUNG 29 In Offb 1,7 stehen die folgenden Ausdrücke mit Sach 12 in Zusammenhang: ő\|rexat (LXX: e7ußX£V|/ovxai) - èiÿKévxriaav (LXX: Kaxoopxfiaavxoj - KÓ\)/ovxai én’ aùxóv (LXX: KÓi|/ovxat èn’ aùxóv) - nâoai ai cpoXai xrjç yfjç (LXX: f] yrj mxà (poÀ.àç (puXàç). Der größte Unterschied zum Text der Septuaginta besteht im Verb ÉKKevxécû, das „durchbohren” bedeutet. In der Septuaginta findet sich tcaxopyeopai, des­sen Bedeutung ist: verwöhnen. Offb 1,7 entspricht hier interessanterweise dem hebräischen Text ppH = durchbohren). Es ist auffallend, dass die Verbindung der zwei alttestamentlichen Texte auch in Mt 24,30 zu finden ist: „Und dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen, und dann werden alle Stämme der Erde wehklagen und werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit.”3 Obwohl die Formulierung von Matthäus und die der Offenbarung in mehr­eren Punkten verwandt sind, ist es wenig wahrscheinlich, dass sie literarisch voneinander abhängen. Vielmehr ist daran zu denken, dass sie auf der gleichen Tradition beruhen. „Sowohl Dan 7,13 als auch Sach 12,10 haben offensichtlich - auch in Kombination - zum Fundus christologischer Schriftzitate der frühen christlichen Gemeinden gehört.”4 In Offb 1,7 handelt es sich eindeutig um die zukünftige Ankunft Jesu Christi. Durch dieses glorreiche Geschehen wird seine Identität vor allen Menschen of­fenbar, und auch diejenigen werden ihn anerkennen müssen, die ihn früher ab­lehnten. Diese Anerkennung wird sich durch Trauer manifestieren. Es ist umschrit­ten, ob die Trauer als Zeichen der Bekehrung aufgefasst werden kann. Nach H. Gießen sei die Trauer nur eine egoistische Äußerung, weil die Völker „nicht um das Geschick des Gekreuzigten” trauern. Sie erkennen lediglich die Tatsa­che, dass „sie zu ihrem eigenen Unheil gehandelt haben.”5 Ich halte diese Inter­pretation für einseitig. Die Formulierung „über ihn” (È7t’ aùxóv) lässt die Mög­lichkeit offen, im Akt des Trauems den Ausdruck der Reue zu erkennen. Deshalb stimme ich lieber der Auffassung von T. Holtz zu: „Dass die Trauer über den Gekreuzigten eine solche der Busse ist, die Heil in sich birgt, ist nicht auszuschließen; so leuchtet von Feme eine Heilsverheißung auf.”6 3 Der griechische Text enthält ein Wortspiel: KÓ\]/ovxai -o\|/ovxat. 4 Holtz, T., Die Offenbarung des Johannes (NTD 11), Göttingen 2008. 24. Vgl. auch Prigent, P., L’Apocalisse di S. Giovanni, Roma 1985. 36. 5 Giesen, H., Die Offenbarung des Johannes (RNT), Regensburg 1997. 80. Auf gleiche Weise in­terpretiert auch Müller, U. B., Die Offenbarung des Johannes (ÖTKNT 19), Gütersloh 1984. 77. 6 Holtz, T., Die Offenbarung des Johannes, 24. Vgl. auch Kraft, H., Die Offenbarung des Jo­hannes (HNT 16a), Tübingen 1974. 35f. Karrer, M., Die Johannesoffenbarung als Brief. Stu­dien zu ihrem literarischen, historischen und theologischen Ort, Göttingen 1986. 124f.

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