Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)

SACRA THEOLOGIA - Attila Puskás, Traditionsauslegung am Konzil von Trient

TRADITIONSAUSLEGUNG AM KONZIL VON TRIENT 87 „Das hochheilige ökumenische und allgemeine Konzil von Trient, im Heiligen Geist rechtmäßig versammelt (...) sich immerdar das Ziel vor Augen haltend, daß nach Aufhebung der Irrtümer des Evangeliums Reinheit selbst in der Kirche bewahrt werde, das, einst durch die Propheten in den heiligen Schriften verheißen, unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, zuerst mit eigenem Munde verkündete und danach durch seine Apostel als die Quelle aller heilsamen Wahrheit und Sittenlehre jedem Geschöpf predigen ließ (vgl. Mk 16:15); und erkennend, daß diese Wahrheit und Lehre in geschriebenen Büchern und ungeschriebenen Über­lieferungen enthalten sind, die, von den Aposteln aus dem Munde Christi selbst empfangen der von den Aposteln selbst auf Diktat des Heiligen Geistes gleichsam von Hand zu Hand weitergegeben, bis auf uns gekommen sind, folgt dem Beispiel der rechtgläubigen Väter und nimmt an und verehrt mit dem gleichen Gefühl der Dankbarkeit und der gleichen Ehrfrucht alle Bücher sowohl des Alten als auch des Neuen Testamentes, da der eine Gott der Urheber von beiden ist, sowie auch die Überlieferungen - sowohl die, welche zum Glauben, als auch die, welche zu den Sitten gehören - als entweder wörtlich von Christus oder vom Heiligen Geiste dik­tiert und in beständiger Folge in der katholischen Kirche bewahrt.”“ Der zitierte Text beinhaltet drei wichtige Aussagen. Die erste hat das Evange­lium, bzw. die Reinheit des Evangeliums (puritas evangelii) zum Schlüsselbe­griff. Der Text nennt nicht Evangelien, sondern das Evangelium im Singular und unterscheidet offensichtlich den Begriff Evangelium von den vier kanonis­chen geschriebenen Evangelien. Die Formulierung des Konzils richtet sich nach den neutestamentlichen Schriften, wo das Evangelium sowohl im Mund Jesu im Singular steht, der das Evangelium vom Reich Gottes verkündet (Mk 1,15), als auch in den Briefen des Apostels Paulus, der das Evangelium des Erlösungswerks Jesu Christi, der Rechtfertigung aus Gnade und der Wirklich­keit der Kirche, welche Heiden wie Juden umgreift (Röm 2,16; 16,25; IKor 1,17; Gal 1,6-8), verkündet. In beiden Fällen besagt das Evangelium in erster Linie die Verkündigung der mündlichen frohen Botschaft umfassenden Inhaltes: Einschließlich des ganzen Christus-Ereignisses und der Teilhabe am Heil Christi durch Glaube und Umkehr. Dieses Evangelium hat Gott durch die Propheten im Alten Testament versprochen, Christus verkündet, die Apostel zu seinem Befehl gepredigt und die Kirche in seiner Reinheit zu bewahren. Die ganze Heilsgeschichte umfassende Gliederung in vier Teilen zeigt nochmals darauf hin, dass im Sinne des Wortgebrauchs des Konzils das Evangelium die frohe Botschaft der Erlösung Christi bedeutet, die das Zentrum der ganzen Heilsgeschichte ist und die Teilhabe durch Gnade an ihr, die Rechtfertigung. Diesem Evangelium entspringt jede heilbringende Wahrheit und Sitten- ordnung/-Norm/-Disziplin, gemäß dem Konzil. Also ist das Evangelium eine 26 26 COD III. 663, 15-30.

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