Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)

SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Erwägungen über die Strafe, mit besonderer Hinsicht auf die Todesstrafe - katholisch Betrachtet

40 GÉZA KUMINETZ gesunden Menschenverstandes oder der Religion zu unterstützen.2 Oder sie ar­beiten zusammen Schulter an Schulter, ohne einander bekämpfen zu wollen, und sie versuchen die festen Ideale aus der Hülle der Geschichte, des Raums und der Zeit zu entfalten, und sie die ganze Gesellschaft, sowohl das religiöse als auch das moralische und rechtliche Leben in den Dienst von denen zu stellen. Wo es Menschen gibt, da gibt es Religion, Moral und Recht; wo es Men­schen gibt, da gibt es auch Sünde, Strafe und Tugend. In diesem Satz sind die Schlüsselbegriffe schon vorhanden, welche die Beziehung der Sünde und Stra­fe mit dem Menschen als einem religiösen, über freien Willen verfügenden und unter Recht lebenden Wesen zeigen. Warum wir eigentlich Sünden begehen? Das hat seine eigenen persönlichen, äußeren und inneren, beziehungsweise seine spezifischen gesellschaftlichen inneren und äußeren Umstände und Gründe. Aber am wichtigsten ist es, dass wir über Verstand und freien Willen verfügende Wesen sind, welche die grund­legenden Vorschriften der wahren Religion, der wahren Moral und des wirk­lichen Rechtes finden und nach ihnen leben sollen. Das wäre der Weg zum Leben, jedoch sehen wir im Laufe der Geschichte eine Art Wechsel, was die Erkenntnis und Folge dieser Vorschriften betrifft. Diese Behauptung bedeutet auch, dass es in der Welt der Religion, Ethik und des Rechtes keine notwendige Entwicklung gibt, das heißt die religiöse, moralische und rechtliche Ordnung wird nicht unbedingt besser und wahrer, also vollkommener sein. Die obige Behauptung bezieht sich auch auf unser näheres Thema, auf das Wesen und Bestimmung der Strafe, spezifisch der Todesstrafe. Da es sich um ein äußerst komplexes Problem handelt, kommt mal der eine, mal der andere Gesichtspunkt in die erste Stelle (wenn wir auf jeden Fall alles auf einen Grand und Zweck zurückführen wollen); einmal wird der eine durch den anderen ver­drängt, ein anderes Mal sind sie nur nebeneinander, bezeichnend, dass jedes wichtig ist (eklektische Grundstellung), ihr Verhältnis zueinander ist jedoch nicht richtig bestimmt. Auch dieses Problem kann nur durch die korrekte An­wendung der richtigen Weltanschauung gelöst werden. Heute entfaltete sich bezüglich der Strafen, hauptsächlich der Todesstrafe eine rege politische Diskussion, die - unseres Erachtens - der repressiven und die ganze Person zum guten Weg zurückführenden Rolle eine winzige Rolle bestimmt. Ferner scheint dieses Problem dem Kontext der sich auf die Strafe beziehenden religiösen, ethischen und rechtlichen Reflexion zu entreißen. 2 Die katholische Religion ist in einer spezifischen Situation, weil sie für Christi Erbe sorgt, also bezüglich des wesentlichen Inhaltes eine unveränderliche Wertordnung bewahrt und verwirk­licht, beziehungsweise in allen Zeiten in deren Lichte bewertet. Das bedeutet auch, dass sie in den Ansichten der Philosophen, Religionsgelehrten und Politiker sowie in den Machtsideolo­gien zu bestimmten Zeiten mehr, zu anderen Zeiten jedoch weniger Wahrheit findet.

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