Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)
SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, Die „Religionsphilosophie” Johann-Gottlieb Fichtes. Ihre Hintergründe und ihre Aktualität
DIE „RELIGIONSPHILOSOPHIE” JOHANN-GOTTLIEB FICHTES 1 15 „Auf welche Art müsste also das Christentum bewiesen werden? a) Nicht strenge demonstriert, und den Verstand gezwungen. Das wäre eine blosse Verstandesreligion geworden, eine blosse Wissenschaft, sondern richtig bewiesen, doch so dass dem Herzen etwas übrig bleibt, b) Nicht durch äusserliches Ansehen und nicht durch irgend eine fleischliche Absicht, sondern durch seine innere Güte empfohlen.”6’' Die Erweckung der „sanften Neigungen” und die „Verbesserung der Menschheit durch den Tod Jesu” folgt aus seinem Beispielcharakter (ganz im Sinne der Aufklärung): „Christus wurde dadurch ein Muster und Bild der Tugenden, die seine Religion vorzüglich lehrte, der Ergebung in den Willen Gottes, der Geduld, der Sanftmut, der Feindesliebe.”63 64 Wurden die Ziele durch den Tod Jesu erreicht (innerer Beweis, Besserung des Menschen, unpolitisches Reich), dann sollte er „abtreten”. Aber wie? etwa „durch öffentliche Auffahrt gen Himmel? Dadurch wäre zwar seine Sendung daher bewiesen gewesen, aber teils waren alle Vorurteile nicht ausgerottet, die jüdische Nation war noch nicht gesichert, seine Anhänger noch nicht belehrt, teils war seiner Beweis wieder zu stark, zu gewaltsam, wider die Natur der christlichen Überzeugung.”65 Mit dem Tode Jesu beginnt die christliche Religion. Fichte spricht nicht vom Anfang der Kirche, sondern vom Beginn der Religion Jesu: „Er selbst konnte seine Religion nicht errichten: er musste sie durch andere errichten lassen - starb aber Jesus und stand alsdann wieder auf, ließ sich aber nicht öffentlich sehen; so entzog er sich dadurch vom Schauplatze; seine Lehre war bewiesen; aber ihr Beweis war nicht unwiderstehlich. Es erforderte Mühe, eigenes Nachdenken, ernstlichen Forschen und schon einige Güte des Herzens um ihn zu fassen. Und wer ihn fasste, und durch ihn gedrungen die Religion annahm, der nahm sie nur um ihrer selbst an. Es wurde eine Vernünftige Überzeugung.”66 Die Auferstehung und die Unsterblichkeit der Seele sind ihrerseits auch Vorbilder: 63 Ebd. 79. 64 Ebd. 76f. 65 Ebd. 80. “ Ebd.