Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)
SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, Die „Religionsphilosophie” Johann-Gottlieb Fichtes. Ihre Hintergründe und ihre Aktualität
114 ZOLTÁN ROKAY Empfindungen die die Apostel immer in den Herzen der Christen zu erwecken suchen (S. 92) - „Diese alles sind Tugenden, die dem menschlichen Herz so schwer sind.” (ebd.). Die Aussagen der „Über die Absichten des Todes Jesu” lassen sich in drei Punkten zusammenfassen: a) Leben und Lehre Jesu konnten erst durch seinen Tod Beispiel werden, und zur Besserung der Menschen dienen; b) vor seinem Tod wäre die Kirche zu einer „Monarchie” geworden und es wäre zu einem „Tumult” gekommen; c) der Tod Jesu war notwendige Voraussetzung seiner Auferstehung - und beide die Voraussetzung unserer Unsterblichkeit. Fichte geht von der Intention Jesu, von der Intention der Kirche - und Fichtes - die Verbesserung des Menschen und dem Verständnis der Religion Jesu, als einer Religion des Herzens. In dem Sinne behauptet Fichte: „Wesen der Religion: Überzeugung durch die Gründe der Vernunft und nicht einmal durch Zwang der Gründe - Enthusiasmus für Wahrheit und fürs Geistige. Ausrottung der Sinnlichkeit. Besonders die sanften Neigungen des Menschen, Güte, Sanftmut, Gefälligkeit zu erwecken. Wäre dieses ohne den Tod Jesu nicht erreicht worden? Die göttliche Sendung Jesu musste bewiesen werden. Wäre sie bei dem Leben Jesu, vorausgesetzt durch welche Mittel bewiesen worden, so wäre auch seine Religion zugleich errichtet gewesen. Er hätte häufig Zufall (Beifall - R. Z.) bekommen: aber warum? Weil seine Lehren wahr waren, weil davon überzeugt waren? Nein! Weil er der Messias war. Es wäre aber bloss äusserliche Religion, nicht Religion des Herzens geworden. Und diese Anhänger Jesu, mit un- gebesserten Herzen, was hätten sie vorgenommen? Tumult, Unordnung. Eine Monarchie wäre entstanden und keine Religion.”61 Auf die Frage, worin das Wesen der christlichen Religion besteht, antwortet Fichte: „In Überzeugung des Verstandes; aber in einer warmen fruchtbaren Überzeugung, die ihren Ursprung aus dem Herzen hat und die Güte und Wohlwollen des Herzens. Sie ist eine Religion guter Seelen.”62 Und er fährt fort: 61 GA II, 1.75. 62 Ebd.