Folia Theologica et Canonica 2. 24/16 (2013)

SACRA THEOLOGIA - Zoltán Rokay, Die „Religionsphilosophie” Johann-Gottlieb Fichtes. Ihre Hintergründe und ihre Aktualität

108 ZOLTÁN ROKAY Fichte war genötigt einen Beruf zu finden. Die immer weitere Aufschiebung der Prüfung in der hebräischen Sprache43 und dementsprechend seines Exa­mens in der Theologie wirkt auch auf den Leser der Aufzeichnungen Fichtes peinlich. Er versuchte theologische Abhandlungen zu schreiben, und hoffte dadurch seine schwere finanzielle Lage ändern zu können.44 In diese Periode fällt ein Bruchstück Fichtes, bekannt unter dem Titel: „Eini­ge Aphorismen über Religion und Deismus”. Die Schrift setzt die Abfassung der ersten zwei Kritiken von Kant voraus. Fichte sagt wörtlich: „wo der grösste Denker des achtzehnten (sei. Jahrhunderts - R. Z.) gewiss ohne Rücksicht die Grenze zieht - bei Untersuchung des objektiven Wesens Gottes, (...) wenn man diese Grenzen überschreitet, ohne jedoch seiner Untersuchung ihren freien Gang zu lassen; wenn man beim Ausgehen des Denkens sich schon im Voraus das Ziel setzt, wo man ankommen will, um, so viel möglich, die Spekula­tion, mit den Ansprüchen der Religion zu vereinigen: so entsteht ein aus sehr un­gleichen Materialien sehr locker zusammengefügtes in die Luft gebautes Haus.”45 Ganz im Sinne Kants, soll die Grenze möglicher menschlichen Erkenntnis gezogen werden, und man soll sich von der Vermengung der unterschiedlichen Interessen der Vernunft hüten. - Des weiteren kommt Fichte auf diese „Grenz­ziehung” zurück. Er sagt: „Gott betrachtet sie (sei. die christliche Religion) nur, inwiefern er Beziehung auf Menschen haben kann, über sein objectives Dasein sind die Untersuchungen ab­geschnitten.”46 Dasselbe sagt Fichte über die „hypostatische Union”: „Über die Art, wie diese zarte Menschlichkeit mit seinen höheren göttlichen Eigen­schaften zugleich besteht, sind die Untersuchungen abermals abgeschnitten.”47 Schon anfangs sprach Fichte von einigen anerkannten, vorausgesetzten Sätzen, auf welche die christliche Religion gebaut ist: „Über diese hinaus findet keine Untersuchung mehr statt.”48 Die durch Kant gesetzte Grenze, ist mit derjenigen, wo die Apostel ihre Untersuchungen abgeschnitten haben, identisch: 43 Vgl. Fichte, I. H., J. G. Fichtes Leben und Briefwechsel, 21, 27ff. 44 Vgl. GA II, 1.286. 45 GA II, 1.289. 46 GA II, 1.287. 47 Ebd. 288. 48 Ebd. 287.

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