Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)

SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Tugend des Gehorsams als Grundlage des klerischen das Heißt des kanonischen Gehorsams

DIE TUGEND DES GEHORSAMS ALS GRUNDLAGE DES KLERISCHEN... 39 Das konzilische Dekret Presbyterorum Ordinis (PO) 15 verfasst so: „Die Hir­tenliebe drängt also die Priester dazu, in dieser Gemeinschaft zu handeln und darum den eigenen Willen gehorsam in den Dienst für Gott und die Brüder zu stellen, indem sie gläubigen Geistes annehmen und ausführen, was der Papst und der eigene Bischof sowie andere Vorgesetzte vorschreiben oder nahelegen; gern geben sie alles hin und sich selbst dazu (31), in jeglichem Dienst, der ihnen anvertraut wird, sei er auch gering und ärmlich. (...) Solcher Gehorsam führt zu einer reiferen Freiheit der Kinder Gottes. Er erfordert aus seinem Wesen her­aus, dass die Priester, wenn sie bei der Ausübung ihres Amtes in kluger Weise aus Liebe neue Wege zum größeren Wohl der Kirche suchen, diese ihre Vorha­ben vertrauensvoll Vorbringen und die besondere Lage ihrer Herde eindringlich darlegen, immer bereit, sich dem Urteil derer zu unterstellen, die ein führendes Amt in der Leitung der Kirche Gottes ausüben. Durch diese Demut und diesen verantwortungsbewussten und freien Gehorsam machen sich die Priester Chris­tus gleichförmig. Sie hegen die gleiche Gesinnung wie Christus Jesus in sich, der „sich selbst entäußert hat, indem er Knechtsgestalt annahm, gehorsam ge­worden bis zum Tod“ (Phil 2,7-8), und der durch diesen Gehorsam den Unge­horsam Adams besiegt und wiedergutgemacht hat, wie der Apostel bezeugt: „Durch den Ungehorsam des einen Menschen sind die vielen zu Sündern ge­macht worden; so werden auch durch den Gehorsam des Einen die vielen zu Gerechten gemacht werden“ (Röm 5,19). Dasselbe wird in großem und ganzem durch Pastores Dato Vobis 49 wieder­holt. Das Konzil erklärte also Grundprinzipien, die im Laufe der Priesteraus­bildung beziehungsweise im priesterlichen Leben verwirklicht werden sollen. Dabei sind die priesterausbildenden Vorgesetzten behilflich, und der Priester muss dann mit entsprechender Selbstbeständigkeit sein eigenes Priesterleben lenken. Er kann in solchem Masse servus Dei werden, das heißt sein Dienst wird so nützlich sein, in welchem Masse er das Regimen sui erreicht hat. Die Tugend des Gehorsams befindet sich bei den pastoralen Tugenden. Aber was sind eigentlich die für den Seelsorger so wichtigen Tugenden? Wir können hier zwei Gruppen unterscheiden, und zwar 1) diejenigen, die der Priester als Priester braucht. Diese sind: das richtige christliche Leben, der Glaube und die religiöse Gesinnung, die Demut, Geduld und Sanftmut, Besonnenheit und Mä­ßigung, Keuschheit, das moralische und einsame Leben, eine selbstaufopfemde Gesinnung und die Liebe der Armut, schließlich die seelische Stärke und 2) die­jenigen, die der Priester als Hirte des Volkes braucht. Diese sind: die pastorale Wissenschaft, die Heiligkeit (Frommheit), die pastorale Klugheit und Eifrig­keit.54 54 Vgl. Rézbányái, J., A lelkipásztor személye [Die Person des Seelsorgers], in Hittudományi Fo­lyóirat [Zeitschrift für Theologie] 8 ( 1897) 398-399.

Next

/
Thumbnails
Contents