Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)
SACRA THEOLOGIA - Géza Kuminetz, Die Tugend des Gehorsams als Grundlage des klerischen das Heißt des kanonischen Gehorsams
DIE TUGEND DES GEHORSAMS ALS GRUNDLAGE DES KLERISCHEN... 31 gesetzten sondern auch seinen in Einzelheiten nicht ausgedrückte Willen oder Wunsch erfüllt wird“.36 Der Raum der Ausübung der Tugend vom Gehorsam wird durch den vom Christgläubigen erwählten Lebenszustand in bedeutendem Masse beeinflusst (das ist auch schon eine Frucht des Gehorsams, denn darin zeigt sich das Befolgen des gerufenen Wortes und dessen Engagement). Dieser Raum wird ferner auch durch das eingenommene Amt und durch andere Aufträge beeinflusst. Im Falle von mehreren Ämtern und Aufträge kann eine zeit- oder gegenstands- gemässe Unvereinbarkeit Vorkommen, was zeigt, dass der Untergebene zu solchen Aufgaben nicht verpflichtet werden darf. 1. Die mit dem Gehorsam verwandten Tugenden Wie wir oben schon erwähnt haben, ist der Gehorsam Behüter und Ursprung von vielen Tugenden.37 Der Gehorsam „kann auch eine andere Tugend als Grund haben. So wenn er aus der Gesinnung für die Erhabenheit Gottes stammt, wird er eine religiöse Tat sein; wenn er sich auf die Ehre der Eltern richtet, dann Ehrfurcht. Ist jedoch der Gehorsam wegen der Majestät des Papstes, Vertreters Christi vorhanden, wird er zur Handlung der religiösen Ehre sein, ist er vorhanden, weil das Gott gefällt, ist der Gehorsam die Tat der Liebe, wird er durchgesetzt, weil das den Vorgesetzten gefällt, dann wird er zur Handlung des Wohlwollens für sie. Falls jedoch einer ausdrücklich dämm gehorcht, weil es anständig ist, dem Befehl des Vorgesetzten zu folgen, dann wird das die Tat des Gehorsams sein“.38 „Der Gehorsam zwingt uns, die Selbstverleugnung und die Busse auszuüben, denn diese sind in der Heiligen Schrift unzählige mal befohlen; er verlangt von uns, die Gerechtigkeit, die Gottesehre, die Liebe und die anderen Tugenden zu üben, die in den Zehn Geboten enthalten sind. (...) Der Gehorsam ändert selbst die gewöhnlichsten Taten von uns in Tugenden und Verdienste, wie zum Beispiel das Essen, die Unterhaltung und jede Art von Arbeit. Denn all das, was aus dem Geist des Gehorsams kommt, hat an dem Verdienst dieser Tugend teil, das ist eine Tat, die Gott gefällt und wofür er einen lohnen wird. Im Gegensatz dazu ist all das, was man gegen den Willen der Vorgesetzten tut, sei es in sich selbst auch eine vollkommene Sache, im Grunde genommen nichts anderes als Ungehorsam“.39 36 Vgl. Evetovics, K., Katolikus erkölcstan, IL 76. 37 Wie das der heilige Gregorius schreibt: „Oboedientia sola virtus est, quae virtutes ceteras menti inserit insertasque custodit“. 38 Vgl. Müller, E., Katholikus erkölcstan, II. 324. Merkelbach, B.H., Summa theologiae moralis, II. 816. 39 Vgl. Tanquerey, A., A tökéletes élet. Aszkétika és misztika, II. 684-685.