Folia Theologica et Canonica 1. 23/15 (2012)

IUS CANONICUM - Joseph Gehr, Die Förderung der affektiven Reife in der Seminarausbildung. Eine unerlässliche Voraussetzung zur Vorbereitung auf das zölibatäre Leben des Priesters

FOLIA THEOLOGICA ET CANONICA I (2012) 229-245 Joseph Gehr DIE FÖRDERUNG DER AFFEKTIVEN REIFE IN DER SEMINARAUSBILDUNG. EINE UNERLÄSSLICHE VORAUSSETZUNG ZUR VORBEREITUNG AUF DAS ZÖLIBATÄRE LEBEN DES PRIESTERS Einleitung; I. Verpflichtung zum Zölibatären Leben; II. Auftrag zur Erziehung zum Zöliba­tären Leben; III. Ehelos leben in einer erotisierten Umwelt; IV. Ausbildung zum Zölibatä­ren Leben, 1. Unterscheidung der Begriffe, 2. Systematischer Ort der Erziehung zur affektiven Re­ife im Gesamt der Priesterausbildung, 3. Zum Wesen der affektiven Reife, 4. Auswahl der Ausbilder, 5. Unterscheidung der Kandidaten, 6. Reinigung des Gedächtnisses, 7. Formung des Gefühlslebens; Schluss Einleitung Die Aktualität des Themas „Die Förderung der affektiven Reife in der Seminar­ausbildung. Eine unerlässliche Voraussetzung zur Vorbereitung auf das zöliba- täre Leben des Priesters“1 erschließt sich unter anderem aus der Tatsache, dass an der Kongregation für den Klerus mehrere hundert Verfahren für die Dispens von den Weiheverpflichtungen, den Zölibat eingeschlossen, anhängig sind. Die Quantität der Fälle ist ein Hinweis für die Erschütterung und Bedrohung des Standes der Kleriker in unseren Tagen. Unter den Klerikern sind vor allem die Priester gefährdet und den gegenwärtigen Belastungen häufig nicht gewachsen. Für nicht wenige ist das zölibatäre Leben zur Belastung geworden, die sie nicht mehr tragen können oder wollen. Nicht selten hat sich die Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen ins Gegenteil verkehrt; Sie ist nicht mehr Zeichen der ausschließlichen Liebe zu Jesus Christus und Quelle der Inspiration und Kraft für den täglichen Weg der Nachfolge, sondern eine bloß kanonische Verpflich­tung, deren Sinn verdunkelt ist. Da die Ausbildung zum zölibatären Leben im Seminar beginnt, muss an dieser Stelle die Reflexion über eine Gesundung der Situation ansetzen. Nachfolgende Gedanken orientieren sich an einem Beitrag, den der Präfekt der Kleruskongregation, Kardinal Mauro Piacenza, in der Zeit­schrift dieses Dikasteriums veröffentlicht hat2. 1 Vorliegender Artikel basiert auf dem Vortrag des Verfassers im Rahmen der internationalen Ta­gung „Aktuelle kanonische Fragen zur Seminarausbildung“, die vom Kanonistischen Institut der Katholischen Pázmány Péter Universität in Budapest am 6. Februar 2012 veranstaltet wurde. 2 Vgl. Piacenza, M., La formazione affettiva al sacro celibato nel tempo del Seminario, in Sac­rum Ministerium 2 (2011) 17-33.

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