Folia Canonica 11. (2008)
STUDIES - Géza Kuminetz: Das Wesen und die Bestimmung der Autorität und der Machtz katholisch betrachtet
DAS WESEN UND DIE BESTIMMUNG DER AUTORITÄT 179 idee; und Hobbes erweist sich als ein guter Beobachter der Geschichte und der aktuellen Politik, wenn er den Staat als einen Leviathan kennzeichnet, der alles gnadenlos verschlingt, was ihm in den Weg kommt. Er geht aber noch viel weiter, was der Anpruch auf die Totalität zeigt: seine Hand auf alles erreichbares legen, alles mögliches besetzen und vor seinen Karren spannen, das ist nach dem Beweis des Lebens und der Geschichte fast in allen Gemeinschaften zu finden, wie auch es genannt wird, und mindestens als Neigung und Versuchung beunruhigen jeden einzelnen Menschen. Selbsucht ist sein Name von alters her; und es gibt leider eine patrimoniale, institutionelle, körperschaftliche, nationale usw. Selbsucht, und wenn das sich mit der Macht verbinden kann, erscheint es als eine Bestrebung nach Autokratie und Ausschliesslichkeit das heisst als ein Programm für Totalität. ... Das Prinzip der Bestrebung nach Totalität, auch nach der staatlichen, ist nichts anderes, als das Prinzip der Monroe-Doktrin, die die sich vom Göttlichen getrennten Parteisucht bedeutet: diese Welt ist unsere Welt und sie gehört vollkommen und ausschliesslich uns! Diese Feststellung beinhaltet auch ihren Urteil. Wie wir schon gesehen haben, ist die Staatlichkeit die Vorstellung und Bestimmung von Gott. Er wollte aber nicht nur einen Staat sondern auch andere Gemeinschaften, mit anderen Zielen, Aufgaben und Kräften. Jede Aufgabe und jedes Ziel ist je ein Wert, und die Werte formen nach Gottes Willen Rangordnungen, Werthierarchien; sie sind einander über-, neben- und untergeordnet”.40 Die dritte und vielleicht die wichtigste Sache, mit der das Christentum zur Verwirklichung des menschlichen Menschen und der menschlichen Gesellschaft beigetragen hatte, ist Christus selbst, in dem, mit dem und durch den der vom jedem Standpunkt aus vollkommene Mensch, der Gottesmensch auf der Welt erschien.41 Christi Persönlichkeit war nämlich sowohl bezüglich ihres Inhaltes als auch ihrer Form und Wirksamkeit vollkommen. Er war von jedem Gesichtspunkt aus heilig, und in ihm waren die Tugenden auf eine absolut unübertreffbare Weise im Einklang. Sein Wesen war so individuell wie universell. Deshalb ist er für jede Epoche, jedes Volk und jede Kultur der einzige zu verwirklichende Menschenideal.42 Und die vierte Sache, die die Menschheit bezüglich der Macht und Autorität dem Christentum zu verdanken hat, ist die richtige Auslegung des Ausgewähltseins. Heute, im Zeitalter der von den Massen hervorgebrachten Diktatoren ist das ein besonders beherzigenswerter Charakterzug. Dem Träger der Autorität und der Macht ist es nicht genügend, ausgezeichnet zu sein, sondern 40 Vgl. Schütz, Az államiság, 258-259. 41 Genauer gesagt war es Christus, der gekommen ist, er gründete eine religiöse Gemeinschaft, die bis zum Ende der Welt über dasselbe Identitätsbewusstsein verfugte, und setzt die Tätigkeit des Begründers fort. 42 Vgl. SCHÜTZ, A., Krisztus, Budapest 1944, 128-145.