Folia Canonica 11. (2008)

STUDIES - Géza Kuminetz: Das Wesen und die Bestimmung der Autorität und der Machtz katholisch betrachtet

DAS WESEN UND DIE BESTIMMUNG DER AUTORITÄT 173 verwaltbaren Mass, von der Befreiung der Kräfte, die das Unternehmen als Mittel der Machtergreifung betrachten”.30 Autorität in der Wissenschaft und in den Künsten: Die Wissenschaftler und Künstler sind im Laufe ihrer Arbeit keiner spezifischen gesellschaftlichen Autorität unterworfen, jedoch ist ihre Tätigkeit auch für sie nicht irrational, weil die Autorität in ihrem Fall „durch die im schaffenden und herstellenden Vorgang schlechthin anwesende disziplinierende Kraft ausgeübt wird, die aus der Natur der benutzten Mittel kommt, beziehungsweise aus einer Reihe von Wirkungen, die ihre Vorgänger auf sie ausgeübt haben, die Vorgänger, die ih­ren Handlungen eine weitere Bedeutung beimessen. In diesem Sinne können wir nicht sagen, dass sich die Künstler usw. auf dem Rande der Gesellschaft befinden, sie sondern sich jedoch von ihr und von ihren Institutionen ab. Während die Schule im Grunde genommen jeden aufrichtigen Schüler unter­richten kann, der Betrieb frei austauschbare Güter herstellt, und während jeder Bürger den von den Gerichten vertretenen Gesetzen verantwortlich ist, ist das Werk des Künstlers einmalig, nicht austauschbar, es kann nicht nachgeahmt werden, und im strengen Sinne kann der Künstler nicht vor eine Art von Künstlergerichtsstuhl geladen werden, der ihn dann für schuldig oder unschul­dig erklärt. In einem bestimmten Sinne jedoch treffen sich die Werke des Künstlers mit der gesellschaftlichen Verantwortung, sie decken sich sogar, und hier müssen wir die Funktion der Autorität suchen”.31 Die Kunst und die Wis­senschaft werden durch ihre Hauptaufgabe legitimiert, und zwar durch die Wahrheit, Güte und Schönheit; die Suche nach ihnen zuerst für sich selbst, dann ihre Einfügung ins Gesellschaftsleben. Diese Tätigkeit trägt in grossem Masse zur Aufdeckung und Darstellung des menschlichen Lebens bei. Und da­rin besteht die Verantwortung des Wissenschaftlers und Künstlers: sie sollen nur das in objektivem Sinne genommene Wahre, Gute und Schöne suchen und ausdrücken, sie sollen nur sie anziehend und wünschenswert machen. Für den Künstler und Wissenschaftler sind es diese absoluten Werte, die die Auto­rität kennzeichnen, und die ihre Denkungsweise und schöpfende Phantasie in Zucht und Ordnung halten. Autorität in der Armee: Dem Bestehen der Gemeinschaft drohen viele äus­sere und innere Gefahren, worauf vorbereitet werden muss, und nötigenfalls diese Gefahren auch abgewendet werden sollen. Das ist die Aufgabe der Ar­mee. Wenn es notwendig ist, opfert der Soldat das Leben für seine Heimat, und das Militär selbst bereitet einen auf diese erhabene Aufgabe, was die fol­genden Tugenden bezeichnen: die Erfüllung des Ehrenkodex’, die Solidarität, der Gehorsam und die Opferbereitschaft. Die militärische Autorität steht im Dienste von dem, was durch die Disziplin verkörpert ist. Wie auch die Schule das Fordern der Disziplin des Lernens nicht verweigern kann, oder das Gericht 30 Vgl. Molnár, Az autoritás és ellenségei, 100-101. 31 Vgl. Molnár, Az autoritás és ellenségei, 105.

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