Folia Canonica 11. (2008)

STUDIES - Géza Kuminetz: Das Wesen und die Bestimmung der Autorität und der Machtz katholisch betrachtet

172 GÉZA KUMINETZ Autorität im Gericht: Hier ist die Autorität die gesetzliche Macht, die mit der Strenge des Rechtes diejenigen bestraft, die die sonst rationalen Grundre­geln des gesellschaftlichen Zusammenlebens nicht einhalten wollen. Ausser des Gesetzes zu leben ist es nämlich eine absurde Sache. Die vollkommene Ver­wirklichung ist letzten Endes nichts anderes, als das Besitzen der Regierungs­macht, die Gesetze bringt, im Lichte von denen Urteile fällt und die Gesetze verwendet. Die richterliche Autorität ist „im wesenlichen Hüter des Gewebes der Gesellschaft. ... Welche Bedeutung hätte die Familie, die Schule, der Staat, die Armee, und so weiter, wenn diese gesellschaftlich integrierenden und zivi- lierenden Institutionen auf der anderen Seite sozusagen eine unergründliche Tiefe betrachten müssten: Warum wir die Leute eigentlich erziehen, zivilisie­ren und hüten, wenn diejenigen, die diese Ziele nicht berücksichtigen und ihre Wirksamkeit zu zerstören versuchen, nicht gestraft werden? Solche Asymmet­rie wäre vollkommen unerträglich: die rechtliche und richterliche Nachgiebig­keit hat nicht nur zur unmittelbaren Folge, dass sich die Zahl der Verbrechen erhöht, sondern auch, dass sich andere Institutionen auflösen. Die Vergeltungs­massnahmen sind ihrer Natur gemäss unteilbar: wenn diejenigen, die es verdi­enen, nicht in rechtem Masse gestraft werden, können die bisher unschuldigen Anderen, einer gesellschaftlichen Gravitationskraft gefolgt, leicht auf ein nied­rigeres Niveau der Disziplin und der Zivilisation zurückfallen”.28 Allgemeinbe­kannt ist die alte Regula: Bonis nocet, quisquis pepercit malis. Den Guten schadet derjenige, der die Schlechten schont. Heute liegt auch diese Form der Autorität in Trümmern, was die Erhöhung der Kriminalität zeigt.29 Autorität auf dem Arbeitsplatz: Eine spezifische Aufgabe dieser Autorität ist die Sicherung der Wirksamkeit der Produktion, oder im allgemeinen des Ar­beitsprozesses, die in der Qualität, Erfindsamkeit und in der Optimalisierung des Produktionsvorgangs besteht, was durch die Fachkundigkeit ausgedrückt ist. Das Wirtschaftspotenzial, das heisst die Macht des Kapitals ist in sich ge­nommen nicht schlecht, ist nicht im vorherein von ausbeuterischem Charak­ter, sie kann jedoch dazu werden, hauptsächlich im Falle, wenn sie in die Stelle von jeder anderen Autorität tritt, und sie zur Seite stellt. Die Wiederherstellung der wirtschaftlichen Autorität „hängt wahrscheinlich von der Rückkehr zum 28 Vgl. MolnAr, Az autoritás és ellenségei, 87—88. 29 Übrigens vermindert sich die Kraft jeder Art von Autorität, ausgenommen die militärische und wirtschaftliche Autorität. „Die Väter, Lehrer und Priester müssen erleben, dass ihre Rolle bis ins Äusserste schwach geworden ist: der Trend zeigt immer wieder danach, dass eine gewählte Kommission in ihre Stelle tritt, und selbst diese Kommission in fine durch das persönliche Gewis­sen abgelöst wird. Das Kind, der Schüler, der Gläubige und der Verbrecher werden damit ausge­stattet, dass sie es sind, die in ihre eigenen Veranlassungen am besten einen Einblick haben können (als wenn das der entscheidende Moment wäre), und infolgedessen sind sie im Besitz des einzig richtigen Urteils bezüglich des Wertes ihrer Handlung”. Vgl. MolnAr, Az autoritás és ellenségei, 91 .Wir bemerken das alte Rechtsprinzip, das durch diese Auffassung ignoriert wird: Nemo iudex in causa sua.

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