Folia Canonica 11. (2008)

STUDIES - Géza Kuminetz: Das Wesen und die Bestimmung der Autorität und der Machtz katholisch betrachtet

DAS WESEN UND DIE BESTIMMUNG DER AUTORITÄT 171 infolgedessen kommt die primäre Sozialisation des Kindes zur Verwirklichung. Ohne diese Fähigkeit wäre es schwierig, das Kind der Wirkung einer anderen Autorität, zum Beispiel der der Schule auszusetzen. Der Staat muss also die Autorität der Eltern, die monogame und unauflösliche Ehe anerkennen und unterstützen, im entgegengesetzten Fall wird diese Autorität, deren Aufgabe ausser der primären Sozialisation oder zusammen mit ihr das Übermitteln der Liebe ist, unmöglich sein. Labiler Gemützustand, kleine Diktatoren, Krimina­lität im Kindesalter, Fehlen der grundlegenden Selbstbeherrschung usw. Inner­lich gefährdet im weiteren die Realisierung der Autorität der Familie, wenn die Eltern nachgiebig werden, also ihre eigene Autorität verneinen, was zur Verwöhnung des Kindes führt. Auch äusserlich ist die elterliche Autorität ge­fährdet, falls die Staaten naturwidrige Gesetze bringen, und das Kind den Eltern beziehungsweise der von den Eltern gewünschten religiös-moralischen Erzie­hung gegenüberstellen. Dadurch ermutigen sie die Kinder, ihre niedersten Triebe auszuleben. Das wäre die Entsittlichung, deren äusserste Entfaltung hier auf der Erde die Besessenheit ist. Letzen Endes vermittelt die elterliche Autori­tät für die Kinder Liebe und Stabilität der Gefühle. Das ist die notwendige und unentbehrliche Grundlage, in deren Besitz das Kind schon fähig sein wird, unter den fruchtbaren Einfluss der nächsten spezifischen Form der Autorität zu gelangen, was nicht anderes ist, als die Lehrautorität. Autorität in der Schule: Ziel der Lehrautorität ist es, die für das Lernen und die Bildung nötigen moralischen und intellektuellen Voraussetzungen vorzu­bereiten. Die Schule ist der Ort, wo „das Kind zum erstenmal unermüdliche, systematische und zielgerichtete mentale Anstrengungen trifft. Infolgedessen wird hier die Autorität nicht von der Liebe durchdrungen, sondern von der Notwendigkeit, dass das Kind von der Fähigkeit des Stauens für seine Studien durchhdrungen werden soll; die Fähigkeit des Staunens, die es zu immer neue­ren Anstrengungen anspornt. ... diese sich allmählich auflösende Perspektive, auf deren Begreifen das Kind nur nach und nach vorbereitet werden kann, ver­langt von ihm Achtung, Achtung dafür, was es lernt, und Achtung für diejeni­gen, die ihn das Wissen zuteil werden lassen. Das bedeutet also eine ganz grosse Entfernung von der Familienatmosphäre, die durch die Liebe und Autorität zugleich gekennzeichnet ist, denn in der Familie befestigen sich die Gewohn­heiten des Kindes nur äusserst allmählich und anfänglich bloss unbewusst. Wenn es in die Schule zu gehen beginnt, muss das Lernen beziehungsweise die Achtung für das Lernen dem schon bewussten jungen Wesen eingeflösst wer­den, der der Ausbildung von neuen und unangenehmen Gewohnheiten auf natürliche Weise widersteht. Ohne Autorität, die in diesem Falle eher auf Ehre als auf Liebe beruht, ist der Lehrer nicht imstande, seine Aufgabe zu versehen, mit der er den Vorgang jedoch mit grossen Schritten vorwärtsbringt, im Laufe dessen sich das Kind in seine Zivilisation einfügt. ... Die Schule ist also auch der Ort, wo sich die Ehre und Achtung sozialisiert.”27 Vgl. Molnár, Az autoritás és ellenségei, 66—68.

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