Folia Canonica 11. (2008)

STUDIES - Géza Kuminetz: Das Wesen und die Bestimmung der Autorität und der Machtz katholisch betrachtet

160 GÉZA KUMINETZ rität und Macht am meisten voraussetzte und ausdrückte.5 Aus der früheren Erörterung fehlte vielleicht nur das Thema der die Kirche zusammenhaltenden Macht, das heisst der heilige Orden, beziehungsweise die allerletzte Quelle jeder Macht und Autorität, Gott. In diesem Aufsatz stellen wir die sogenannten irdi­schen Mächte und Autoritäten auf eine zusammenfassende Weise vor. Auch im Zusammenhang der Autorität und der Macht müssen wir sagen, was Aristoteles über das Philosophieren sagte. Entweder muss man philosophie­ren oder nicht, treibt man sowieso Philosophie, weil man seine Meinung be­gründen soll. Die Autorität und die Macht ist mit dem Menschensein gegeben, und sie werden uns auch bis ins Ende der Geschichte begleiten (es gibt jedoch natürlich auch Utopien, nach denen der Staat absterben wird). Wenn wir sie loswerden möchten, oder diesen Begriffen sogar verschiedene Inhalte beimes­sen, kann die Zerstörung oder inhaltliche Umgestaltung der Autorität und der Macht ausschliesslich durch eine neue Konzeption von Autorität und Macht gelingen. Das ist unsere Arbeitshypothese. Die durch diese zwei Wörter ausgedrückte Wirklichkeit wird — dank des Wirkens der die Autorität tragenden und mächtlichen Faktoren — auf paradoxe Weise allmählich abgebaut, was dieselben Machtsfaktoren als die Annäherung der revolutionär neuen und endgültigen Zukunft auslegen, die Vertreter der Auffassungen jedoch, die die Unvergänglichkeit der menschlichen Natur bekennen, betrachten dieselbe Tatsache und denselben Vorgang als das Atomi- sieren der Gesellschaft und den den Menschen verderbenden Faktor, bezie­hungsweise das endgültige Zerfallen das heisst Dämonisieren der Gesellschaft. Wenn wir das Wort Autorität hören, entstehen in uns heute Assoziationen, die das schlechthin für übel halten,6 und auf diese Weise identifizieren wir die übertriebene Achtung der Autorität mit der Autorität selbst. Das ist eine unbe­gründete und falsch einschränkende, restriktive Auslegung des Begriffes. Das ungarische Wort hebt jedoch aus dem Inhalt des Ansehens einen äusserst aus­gezeichneten Gesichtspunkt hervor und gibt der Wirklichkeit einen Namen, nämlich den Blick (im Ungarischen klingen die Wörter Ansehen, Autorität bzw. Blick ähnlich: ’tekintély’ bzw. ’tekintet’ — Bemerkung des Übersetzers). Auf dem Gesichte des Menschen malt sich der Geist und die Absicht, es ist da­rauf der Gefühlszustand der Person zu sehen. Und aus diesem Blick lesen wir nicht nur die Absicht des anderen Menschen sondern auch das fur uns zu befol­gende Verhalten heraus. Das lateinische Wort ’auctoritas’ kommt aus dem Verb ’augeo’, das die folgenden Bedeutungen hat: erhöhen, vermehren, stei­gern, fördern, bereichern, überhäufen, loben, preisen. Es weist auf einen Fak­tor hin, der den Menschen oder eine seiner Fähigkeiten entwickelt und entfal­tet. Ebenfalls ausdruckvoll ist das ungarische Wort ’növel’ (^erhöhen), denn 5 Vgl. Kuminetz, G., A tomista állameszme aktualitása [Dic Aktualität der thomistischen Staats­idee], in lustum aquum salutare 3 (2007) 109—139. 6 Vgl. Simon, Y. R., Tekintély és társadalom. Az autoritás fogalma [Ansehen und Gesellschaft. Der Begriff der Autorität], Budapest 2004, 18-31.

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