Folia Canonica 6. (2003)
STUDIES - Peter Landau: Seelsorge in den Kanonessammlungen von der Zeit der gregorianischen Reform bis zu Gratian
SEELSORGE IN DEN KANONESSAMMLUNGEN 75 selm innerhalb von Buch 5.115 Als Teil eines Appendix wurde ‘Placuit omnibus residentibus’ in eine Handschrift des Dekrets des Burchard von Worms in Pisto- ja aufgenommen; hier ist das Pseudo-Nicaenum in die ebenfalls apokryphe Collectio de ecclesiasticis officiis eingeordnet und gegenüber dem Text bei Anselm etwas erweitert."6 Auch in der aus Mittelitalien stammenden Sammlung in 7 Büchern (Vat.lat. 1346), die in vier Handschriften überliefert ist und zwischen 1110 und 1120 entstand, ist das Pseudo-Nicaenum enthalten.117 Es taucht hier in Vat.lat. 1346 in Buch 5, tit.31 als Marginalzusatz auf, ist aber in der späteren Handschrift Wien 2186 in den Haupttext eingefügt.118 Ferner findet man ‘Placuit omnibus residentibus’ in einem Dossier über die Rechte der Mönche, das in einer theologischen Handschrift überliefert ist.119 Die Rezeption in der Sammlung Poly- carp wurde bereits erwähnt. Über Polycarp gelangte der Nicäa-Kanon in die Drei- Bücher-Sammlung120 und fand schliesslich Aufnahme in Gratians Dekret.121 Gra- tians Quelle könnte entweder die Lucca-Rezension der Sammlung Anselms (Bb) oder die Drei-Bücher-Sammlung gewesen sein. Ausserhalb Italiens wurde das Pseudo-Nicaenum singulär in der Collectio Caesaraugustana rezipiert.122 Ergänzend sei nunmehr untersucht, was sich über die kanonistische Rezeption der parallelen Fälschung auf den Namen Papst Eugens feststellen lässt. Auch diese Fälschung lässt sich bereits in einer Kanonessammlung der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts nachweisen, und zwar in der mittelitalienischen Collectio Riccardiana, einer weitgehend aus Exzerpten bestehenden Sammlung aus den Jahren des Pontifikats Gregors VII., wahrscheinlich um 1080.123 In dieser ll5Cf. Frank, ibidem; ausserdem Landau, 'DieRezension C’(Fn. 87), 33. 116 Es handelt sich um m.s. 125 der Biblioteca capitolare in Pistoja - dort auf f. 187ra. Nach dem Explicit bei Anselm ‘ibi morientium’ folgt in Pistoja der oben n.45 nach Pol. 4.35.24 edierte Zusatz. Zur Collectio de ecclesiasticis officiis (CEO) cf. P. Landau, Officium und Libertas Christiana, in Sitzungsber. Bayerische Ak.d. Wiss., Phil.-hist. Kl. 1991 (H.3),München 1991,5.54. Die Rezeption der CEO in m.s. Pistoja 125 wurde von mir in dieser Arbeit noch nicht berücksichtigt. 117 Zu dieser Sammlung cf. P. Fournier - G. Le Bras, Histoire des Collections canoniques en Occident II, Paris 1932,185-192; ferner neuestens R. Somerville - H. Zapp,An Eighth Book of the Collection in Seven Books, in Grundlagen des Rechts (Anm. 84), 163-177. Die Autoren konnten in m.s. Wolfenbüttel, Heimst. 308 eine vierte Handschrift der Collection 7 Librorum nachweisen. 118 In m.s. Vat. 1346 auff. 113v in margine. In m.s. Wien 2186 ist das Kapitel auf f. 205rvals 5.31.3. 119 Cf. PAXTON, A Canonical (Fn. 88), 10 (no. 5a). 120 3 LS. 7.99. Zu dieser Sammlung cf. oben n. 86. 121 C.16, q.l, c.l. 122 Cf. Paxton idem für m.s. Paris Bibi. nat. 3875 (f. 65v) und Dereine, Le problème (Fn. 66), 311 für m.s. Paris Bibi. nat. 3876 (f. 57), Pseudo-Nicaenum steht dort am Anfang von Buch IX (Caes. 9.1). 123 Cf. zu dieser Sammlung Fournier - Le Bras, Histoire (Fn. 117), 121-124, und Kéry, Canonical (Fn. 73), 277s.