Folia Canonica 6. (2003)
STUDIES - Nándor Birher: Die Communio als Grund der richterlichen Entscheidung in dem Kirchenrecht
FOLIA CANONICA 6 (2003) 113-119. NÁNDOR BIRHER DIE COMMUNIO ALS GRUND DER RICHTERLICHEN ENTSCHEIDUNG IN DEM KIRCHENRECHT I. Die Zweckdienlichkeit der Prozesse; II. Die Sakramente und die Kirche; III. Das PRAKTISCHE ERSCHEINEN DER ENTSCHEIDUNG IN DER KIRCHE; IV. DER RICHTERLICHE Beschluss und die Communio. In der ungarischen Rechtspraxis kommt es nicht selten vor, dass Richter ohne akademische Grade das Richteramt ausüben, obwohl Kanon 1421 §3 vorschreibt: „Iudices sint integrae famae et in iure canonico doctores vel saltem licenciád. ” Wegen der sehr beschränkten Tätigkeit unter dem Kommunismus hatte die ungarische Kirche nicht die Möglichkeit genügend Doktoren oder Fachleute mit Lizenz auszubilden. Da man heute hingegen am Kanonistischen Institut der Petras Pázmány Universität die vom Kodex vorgesehenen wissenschaftlichen Grade erlangen kann, ist die Lage erheblich besser geworden. Man muss aber auch wissen, dass der oben zitierte Kanon nicht die Gültigkeit der Ernennung, sondern ihre Erlaubtheit betrifft1. Das heißt, dass Richter ohne den erwünschten Grad das Richteramt ausüben können. Erfahrene, weise Priester können sogar sehr erfahrene und gute Richter sein, weil sie den originären Sinn der Communio kennen und in der Rechtspraxis anwenden2. I. Die Zweckdienlichkeit der Prozesse Wie wir feststellen können, können die vor den Richter kommenden Tatsachen nie in sich selbst erklärt werden. Einerseits nicht, weil die statische Anschauung der Substanz, die ständigen Bewegung des „Werdens“, in unserem Jahrhundert übernommen hat3. Es bedeutet heute die Manifestation der Wirklichkeit. Das Ganze ist aber unerklärbar, wenn wir die Bewegung nicht als Auf-dem-Weg-sein auffassen, das irgendwohin führt. Die Ereignisse bilden nicht nur akzessorische, zusammenhanglose, in ihrer Gesamtheit zusätzliche 1 Erdő, P., Egyházjog, Budapest, 554. 2M. J. Arroba Conde, Diritto processuale canonico, Roma 1994, 73. 3 W. Kasper, Verständnis der Theologie damals und heute, in Glauben und Geschichte, Mainz 1970,49-60, Kirche und Theologie unter dem Gesetz der Geschichte, in Glauben und Gesichte 49-66.