Folia Canonica 2. (1999)

PROCEEDINGS OF THE INTERNATIONAL CONFERENCE. - Viktor Papež: Die Ehe der getauften Nichtglaubenden - Ein theologisch-juristisch-pastorales Problem in der Kirche Heute

298 VIKTOR PAPEZ frei zu sein”8. Aufgrund des spezifischen Charakters der Rechte der Gläubigen in der Kirche9 sind diese nicht im „absoluten” Sinn zu verstehen, weil „die Gläubigen bei der Ausübung der eigenen Rechte das Gemeinwohl der Kirche, die Rechte anderer und die eigenen Pflichten gegenüber den anderen berück­sichtigen müssen”10. Das „absolute” Recht des Gläubigen, eine Ehe einzugehen, wird in der Tat durch die Gesetzgebung der Kirche begrenzt, welche die Bedingungen und die Erfordernisse für die Gültigkeit oder die Erlaubtheit der kanonischen Ehe beschreibt: die Ehehindemisse, die Konsensmängel, die ka­nonische Form etc. Mit diesen Grenzen schützt die Kirche in der Substanz die Freiheit des Menschen bei der Verwirklichung der Ehe. Aus dem Recht der Gläubigen, die Ehe zu schließen, geht auch „die spezi­fische Pflicht, sich in Ehe und Familie für die Erbauung des Volkes Gottes einzusetzen”, hervor11. Die Ehe ist eine natürliche und auch sakramentale Institution. Die natürliche Realität trug von den Anfängen der Menschheit an einen heiligen und religiösen Charakter, da sie Gott zum Urheber hat12. Jesus Christus führte die Ehe nicht nur zum ursprünglichen Konzept der göttlichen Einsetzung zurück, sondern strukturierte sie, indem er sie nach dem Modell seines Bundes mit der Kirche zum wirklichen und „großen” Sakrament des Neuen Bundes erhob und dessen gesamte Disziplin und Sorge der Kirche, seiner Braut, anvertraute13. Die Ehe ist eines der sieben von Christus, dem Herrn, eingesetzten Sakramente. Diese katholische Lehre wurde vom Konzil von Trient definiert14, obwohl die Lehre von der Sakramentalität der Ehe bereits vom Konzil von Florenz im Jahr 1439 in der Unionsbulle der Armenier feierlich proklamiert wurde, welche die Siebenzahl der Sakramente festlegte15. Die Erhebung zum Sakrament änderte die Natur des Vertrages nicht, machte ihn jedoch einfach übernatürlich: „in matrimonio christiano contractum a sacramento non esse dissociabilem atque ideo non posse contractum et legitimum consistere, quin sit eo ipso sacramen­tum’’'I6. Der Vertrag oder die natürliche eheliche Realität erhebt sich zur sakra­8 CIC c. 219; GS 26, 29, 52. 9R. J. Castillo Lara, Diritti e doveri dei christifideles, in Aa. Vv., I laid nel diritto della Chiesa (Studi giuridici 14), Cittàdel Vaticano 1987, 21-40. 10 CIC c. 223 § 1. 11 CIC c. 226 § 1; GS 52; AA 11. 12 GS 48; F. Bersini, Il diritto canonico matrimoniale, Torino 1994, 10-11. 13 GS 48; Bersini, Il diritto (nt. 12), 11 ; Concilium Tridentinum: diariorum, actorum epistu­larum, tractatuum nova collectio, Friburgi Brisgoviae 1901-1938, tom. VIII, 719,720, 725. 14 Concilium Œcumenicum Tridentinum, sess. XXIV, Doctrina de sacramento matri­monii, c. 1, in Enchiridion Symbolorum, H. Denzinger-A. Schönmetzer (ed.), Barcinone -Friburgi Brisgoviae 331965 (=DS), n. 1804, 416. 1801 is Concilium Œcumenicum Florentinum, Sess. VIII, Bulla unionis Armenorum, in Conciliorum Oecumenicorum Decreta, G. Alberigo (ed.), Bologna 1973, 550. 16 Leo XIII, encycl. Arcanum divinae Sapientiae, 10. II. 1880, in DS nn. 3145-3146, 613-614.

Next

/
Thumbnails
Contents