Circulares litterae dioecesanae anno 1889. ad clerum archi-dioecesis strigoniensis a Joanne Cardinale Simor principe primate regni Hungariae et archi-episcopo dimissae
XVIII.
157 werden, dass die dreisten Anschläge verworfener Menschen und die entflammten Leidenschaften dann nicht in gleicher Weise werden in Zügel gehalten werden können, wenn stürmischere von bürgerlichen Umwälzungen oder von Kriegsunglück bewegte Zeiten hereinbrechen. So wird deutlich ersichtlich, in welche Lage das Oberhaupt der Kirche, der Hirt und Lehrer der katholischen Christenheit gebracht ist. Von der Herbheit der Kümmernisse und von der Wucht der Sorgen würden Wir bei der Last Unserer Lebensjahre in der That fast niedergedrückt, wenn Uns nicht die unerschütterliche Hoffnung aufrecht hielte, dass Christus niemals seinem Stellvertreter seinen göttlichen Beistand mangeln lässt, und wenn Uns nicht das Pflichtbewusstsein erfüllte, durch welches Wir ermahnt werden, um so standhafter an dem Steuerruder der Kirche auszuharren, je heftiger gegen dieselbe die von der Hölle erregten Stürme und Leidenschaften wüthen. Wir haben alle Hoffnung und Vertrauen in Gott gesetzt, um dessen heilige Sache es sich handelt ; Wir vertrauen auf das viel vermögende Gebet der Heiligen Jungfrau, der Hilfe der Christenheit, die Wir mit Inbrunst anrufen, sowie der heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus, in deren Schutz und Schirm diese erhabene Stadt immerdar glücklich geruht hat. Sowie aber Ihr, erwürdige Brüder, Unseren Schmerz theilet und mit Uns beständig zu Gott, dem Erhalter und Rächer seiner Kirche, betet, so zweifeln Wir auch nicht, dass Unsere ehrwürdigen Brüder, die italienischen Bischöfe, dasselbe thun und nach Erforderniss der Zeitgefahren umso anhaltender für ihr Volk besorgt sein werden. Wir ermahnen sie, besonders darauf bedacht zu sein, ihren Gläubigen recht klar zu machen, was für verruchte und treulose Anschläge von den Feinden der Religion und des Vaterlandes unternommen worden sind. Dass es sich nämlich um das höchste und wahrste Gut, welches der katholische Glaube enthält, handle : dass die Feinde nichts hartnäckiger anstreben, als Italiens Bewohner von dem Glauben abzuziehen, durch welchen ihnen die längste Zeit hindurch Ruhm und Wohlfahrt aller Art erblühte. Dass es aber für die Katholiken Sünde sei, angesichts solcher Gefahren lässig zu sein oder denselben nur leichthin entgegenzutreten, dass sie vielmehr in dem Bekenntnisse ihres Glaubens eifrig, in dessen Ver- theidigung standhaft und auch, je nach Erforderniss, bereit sein müssen, für denselben jeglichen Verlust zu erleiden. — Diese Lehren und Mahnungen gehen die römischen Bürger noch näher an, weil ja ihr Glaube, wie dies offenkundig ist, täglich in hinterlistiger Weise in noch gefährlichere Versuchungen geführt wird. Sowie sie aber sich bewusst sein müssen, dass sie von Gott in Folge der so nahen Verbindung mit diesem apostolischen Stuhle in reichlicherem Masse die Wohlthat des Glaubens empfangen haben, umsomehr bedacht seien, in demselben zu verharren, würdig jener Väter und Vorfahren, deren Glaube auf der ganzen Welt rühmend gepriesen wurde. Ferner mögen sie und alle Italiener sowie die Katholiken sammt und sonders durch Gebete und fromme Werke aller Art nicht ablassen, von Gott zu erflehen, auf dass er seinen durch ruchlose Schmähungen gegen die Kirche und unsinnige Bestrebungen herausgeforderten Zorn gütig mildere und den gemeinsamen Wünschen der Guten, die da um Barmherzigkeit, Frieden und Heil flehen, gnädigst willfahre.