Circulares litterae dioecesanae a 16-a maji-31-am decembris 1867. ad clerum archi-dioecesis strigoniensis dimissae a principe primate regni Hungariae et archi-episcopo Joanne Simor
Joannes Simor
15 kenne und übe. Was ist Toleranz? Nach dem Sinne Jener, die dieses Wort stets im Munde führen, hat es ungefähr folgende Bedeutung: es sei ganz gleichgültig, ob man an Gott, und wie man an ihn denke; Gut und Bös seien grundwesentlich nicht verschiedene Dinge, Ewigkeit und Seelenheil seien Begriffe, deren Dunkelheit es räthlich mache, sie dem ruhesamen Gedächtnisse der grossen Masse, und dem freudelosen Studium grübelnder Köpfe zu überlassen. Sie sagen : jeder mag glauben oder nicht glauben, wie er es für gut hält. Sie denken sich Gott so gleichgültig um Welten- und Menschengang, als sie kümmerlos gegen ihn sind. Nur Eines stört ihre weitherzige Duldsamkeit, dass die göttlichen Offenbarungen Jesu Christi, über die sie so oft ihre Unwissenheit bekennen, als sie darüber spotten, und dass seine Lehren und Heilsmittel, seine Verheissungen und Drohungen, die sie schon so lange vergessen und verachtet, ohne alle Rücksicht der Opportunität, fortwährend und überall verkündet und die Menschen immer und wieder unbestreitbar in einer gewissen christlich religiösen Bewegung erhalten werden. Das beeinträchtigt ihre unschuldige Verstands- und Gemüthsruhe. Was Wunder endlich, um diese christliche Religion der feindseligsten Unverträglichkeit anzuklagen, und die Toleranz-Helden in eine so intolerante Wutli versetzt zu sehen, dass sie die christliche Religion mit einem Faustschlage zerschmettert und vernichtet wünschten. Aber nun erwägt es wohl ihr edlen Schirmer jedweder Duldsamkeit, ihr seid intolerant geworden gegen die Vernunft, welche gebieterisch fordert, jedem Irrthum über Gott und Ewigkeit, über Tugend und Laster, über Lohn und Strafe zu vermeiden, und in Allem die Wahrheit zu erkennen und fest zu halten. Ihr seid intolerant gegen Gott, den ihr lästert; denn es heisst seine Weisheit, Allmacht und Güte läugnen glauben zu machen als kümmere er sich nicht um die Menschen, welche er nach seiner Aehnlichkeit erschaffen; als sei er gleichgiltig, ob die Menschen seine ebenbildlichen Geschöpfe, ihn, den Schöpfer und wahren Gott, oder falsche Götter anbeten; als wäre es mit seiner Heiligkeit und Wahrhaftigkeit verträglich, ob die Menschen seine Offenbarungen annehmen, oder verwerfen, dieselben unversehrt als göttliches Heiligthum bewahren, oder nach den Eingebungen ihrer Phantasie und Leidenschaften umgestalten und verzerren. Ihr seid intolerant gegen Christus und seine heilige Religion und Kirche, denn ihr läugnet und verwerfet sie. 0 eilen wir hinweg von diesen entsetzlichen Verirrungen. Danken wir aus vollem Herzen, und freuen wir uns im heiligen Geiste, „dass Gott zu uns geredet durch den Sohn, den er zum Erben über Alles gesetzt, durch den er auch die Welt erschaffen hat.“ b Stehen wir unwandelbar fest zu seiner heiligen Lehre, und in treuer Vollziehung seines heiligen Willens werden wir es erkennen, dass sie aus Gott sei. “ 2) Lasset uns allen Anordnungen der Kirche willig gehorsamen, „damit wir wissen, wie wir uns zu benehmen haben im Hause Gottes, welches ist die Kirche des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit.“ 3) Wir Alle sehnen uns nach der Ankunft einer glücklicheren Zeit, wo wir im inneren und äusseren Frieden der Früchte unserer Arbeiten und der Errungenschaften unserer Thätigkeit uns erfreuen mögen. Gewiss, diese Zeit sie wird, sie muss kommen, wenn die Religion und die Liebe Jesu Christi die erste *) *) Hebr. 1, 2. - 2) Joann. 7, 17. — 3) 1. Tim. .3, 15.