Circulares litterae dioecesanae a 16-a maji-31-am decembris 1867. ad clerum archi-dioecesis strigoniensis dimissae a principe primate regni Hungariae et archi-episcopo Joanne Simor

Joannes Simor

4 sterwürde die sie nun einmal besitzen, soll auch am schlechten Priester geehrt werden. Je­sus Christus hat uns selbst das Beispiel gegeben. Ihm waren die frevelhaften Pläne des Ver- räthers Judas wohlbekannt, dennoch hat er ihn mit Schonung, mit Sanftmuth und Geduld ertragen, um nach der Lehre des heiligen Ambrosius, an diesem Lasterhaften den priester- lieben Charakter zu ehren. Der grosse Kaiser Konstantin sagte einmal: „Wenn ich einen Priester einen Fehler begehen sähe, so würde ich weit entfernt denselben bekannt zu ge­ben, den Fehlenden vielmehr mit meinem kaiserlichen Mantel bedecken, damit die Men­schen zum Nachtheile der Religion daran kein Aergerniss nehmen.“ Bedenket ferner wohl: in allen Tagen Eures Lebens, und auf der ganzen Erde findet ihr Niemanden, durch welchen Euch so grosse Wohltliaten zukommen, wie durch die Priester. Sie haben Euch in der heiligen Taufe das Leben der Gnade gegeben, und Euch aufgenommen in die Kindschaft Gottes und in das Erbrecht des Himmels, sie unterrichten Euch und Eure Kinder in Kirche und Schule über die Glaubens- und Sittenlehre Jesu Christri, damit ihr Euer ewiges Ziel erreichet; sie reinigen Euch im Busssakramente von Sünde und Schuld, befreien Euch vom Zorn und von der Strafe Gottes, und führen Euch, wenn ihr der Belehrungen und Ermahnungen derselben achtet, sicher dem Him­melreiche entgegen. Täglich treten sie an den Opferaltar, um den Erlösungstod Christi unblu­tigerweise zu erneuern, und seine unendlichen Verdienste Allen zuzuwenden, und immer drängen sie Euch, recht oft und würdig Jesum in der heiligen Kommunion zu empfangen, und so mit ihm in die gnadenvollste und liebreichste Vereinigung zu treten. Bei Tag und bei Nacht sind sie bereit zu Euch zu kommen, wenn eine Krankheit Euch ergriffen. Wer ihr auch seid und was immer für eine Krankheit ihr habt, nichts kann sie bestimmen oder abhalten, sie eilen zu Euch, stärken Euch zum letzten Kampfe mit den heiligen Sakramenten, helfen Euch, dass ihr im Frieden Gottes in die Ewigkeit hinüberscheidet. Die Priester beten täglich für Euch im heiligen Opfer, in den Tagzeiten, in ihren Privatan­dachten, bringen alle Sonn- und Feiertage die Pfarrmesse dar für Eure zeitliche und ewige Wohlfahrt; sie sind stets bemüht, Sünde und Laster zu verbannen, Tugend und Gottesfurcht zu begründen und zu verbreiten. Sie helfen und trösten Euch in den Lei­den des Lebens, und freuen sich mit Euch über Euer Wohlergehen. Was ist billiger und gerechter, als dass ihr der Mahnung des heiligen Apostels Paulus nachkommen, und „die, welche unter Euch arbeiten und Euch im Herrn vorstehen, und Euch ermahnen, achtet in überschwenglicher Liebe wegen ihrer Werke, und imFrieden mitihnen lebet,“ ’) dass ihr für mich und die Priester „betet, dass Gottes Wort sich verbreite und verherrlichet werde,“2) dass ihr den Dienern des Herrn das willig und gewissenhaft gebet, was ihr ihnen schuldig seid, denn ihr wisset: „dass die, welche dem Altare dienen, vom Altare ihren Antheil empfan­gen. Also hat auch der Herr verordnet, dass die, welche das Evangelium predigen, vom Evangelium leben sollen. “ 3) Endlich gehorchet mir, Eurem Oberhirten, und Euren Seelsorgern in Allem, was sich auf Euer Seelenheil bezieht. Vor Allem haltet unversehrt und unerschütterlich au Al­*) 1. Thess. 5, 12. 13. — 2) 2. Thess. 3, 1. — 3) 1. Corinth. 9. 13, 14.

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