Circulares litterae dioecesanae a 16-a maji-31-am decembris 1867. ad clerum archi-dioecesis strigoniensis dimissae a principe primate regni Hungariae et archi-episcopo Joanne Simor
Joannes Simor
3 Ich werde oft, so lange mir Gott Kraft und Gesundheit schenkt, Euch selbst in Euren Gemeinden aufsuchen, nicht bloss um das heilige Sakrament der Firmung zu spenden, sondern um mich selbst zu überzeugen, dass die gesunde und rechtgläubige Lehre unter Euch erhalten, etwa sich einschleichende Irrthümer und verderbliche Sitten ausgerottet, oder was immer für Missbrauche thatkräftig abgestellt, in Priestern und Laien die Freudigkeit und Uebung jeder Gottseligkeit und Tugend befördert, und alles Zweckdienliche aufgeboten werde, um das Eine Nothwendige zu erreichen, das ewige, unsterbliche Heil der Seelen. Ich werde mit Gottes Gnade der Mahnung des Apostels nie vergessen: „Wohl- zuthun und mitzutheilen; denn solche Opfer gefallen Gott.“ *) Den Armen und Bedürftigen werde ich meine besondere Sorgfalt zuwenden, und alle Anstalten in dieser Diocese zur Abhilfe und Linderung der vielerlei Nöthen des Lebens, zur gottgewollten Befriedigung christlichen Erhebens und Fortschreitens, werde ich so viel es von mir abhängt, nicht nur erhalten, sondern möglichst befördern und vermehren. Ich werde es als eine wichtige Pflicht erachten, Eure Klagen und Bitten bereitwillig anzuhören, und als geistlicher Richter und Vater, als Rathgeber und Helfer Euch zur Seite stehen. II. Wenn ich aber mit Gottes Hilfe so unter Euch wandeln und wirken werde, so werdet auch Ihr nicht ermangeln, nach all den Pflichten zu handeln, welche die Religion Euch gegen mich, Euren Oberhirten, und gegen meine Gehilfen in der Seelsorge die Priester auferlegt. Ihr wisset, dass wir Gesandte Gottes sind, nach dem Worte Christi: „Wie mich der Vater sendet, so sende ich Euch.“2) Wir vertreten auf Erden die Stelle Gottes; denn im Namen und Aufträge Christi predigen wir das Evangelium, entrichten das allerheiligste Opfer, verwalten und spenden die heiligen Sakramente, und treffen alle Anordnungen, um die Früchte der Erlösung den Menschen zuzuwenden. „Wir sind Gesandte an Gottes Statt, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt,“3) und „man erachte uns als Diener Christi und Ausspender der göttlichen Geheimnisse.“ 4) Darum bezeugen die Gläubigen immer und überall den Priestern aufrichtige Ehrfurcht, eingedenk der Mahnung Gottes: „Fürchte den Herrn aus deiner ganzen Seele, und halte seine Priester in Ehren.“ ä) Schliesset Euch daher nicht jenen entarteten Menschen an, sondern meidet sie, welche die Priester verachten, alle ihre Handlungen, Schritte und Tritte einem gehässigen Urtheile unterwerfen, viel Böses ihnen fälschlich nachsagen, ja sie sogar öffentlich verspotten; wisset, diese Menschen verachten und schmähen Gott und seinen Gesalbten; denn Christus der Herr betheuert: „Wer Euch verachtet, der verachtet mich, wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.“ 6) Priester sind Menschen, als solche können sie fehlen, einzelne können grosse Fehler an sichtragen; aber die Prie«) Hebr. 13. 16. — 2) Joan. 20. 21. —3) 2. Kor. 5. 20. —*)l.Kor. 4, 1. —*) Sir. 7. 31.— 6) Luk. 10. 16.