Dr. Murai Éva szerk.: Parasitologia Hungarica 12. (Budapest, 1979)
Die Tochterzellanlagen vergrössern sich, bis sich schliesslich die beiden jungen Merozoiten voneinander trennen und somit frei werden. Die Schizogonie hingegen verläuft in zwei Phasen. Ihr Charakteristikum ist ein vielkerniges Stadium, zu dem sich der ursprünglich einkernige Merozoit entwickelt. Die Anzahl der Schizontenkerne ist hierbei sehr variabel. Manchmal erfolgt dann durch Bläschenbildung (Vesikulation) eine Aufteilung des vielkernigen Schizonten in einkernige Teilstücke oder Cytomeren. Die Trennung der Cytomeren ist jedoch in den meisten Fällen nicht vollständig, so dass sie miteinander verhaftet bleiben und das Cytoplasma dann sehr stark zerklüftet erscheint. In der zweiten Phase entstehen aus jedem Schizontenkern mit umgebendem Cytoplasma oder, falls Cytomeren vorhanden sind, aus jeder Cytomere zwei Tochtermerozoiten. Ein weiteres typisches Zeichen einer Schizogonie ist das Zurückbleiben eines Restkörpers (RB). Diese zweite Entwicklungsphase kann als Differenzierungsphase der Merozoiten aufgefasst werden. Bei zahlreichen Eimeria-Arten (E. maxima , E. tenella , E . perforans , E. falci- formis , E. stiedai, E. bovis ) und auch bei Plasmodien konnten diese beiden Entwicklungsphasen beobachtet werden. Von HAMMOND (1973) wurden die Begriffe äussere und innere Schizogonie eingeführt. Mit ihnen wird das äussere Erscheinungsbild der Differenzierungsphase der Merozoiten charakterisiert, weil die Tochtermerozoiten sich in einigen Fällen fingerartig vorwölben, in anderen dagegen im Inneren des Cytoplasmas entstehen. Als prinzipielle Unterschiede können diese Erscheinungen aber nicht gewertet werden. Von VIVIER (1970) wurde für Toxoplasma gondii ein Vermehrungsprozess beschrieben, den er Endopolygenie nannte. Der Autor beobachtete, dass in vielkernigen Merozoiten gleichzeitig mehrere Endodyogenien abliefen. Der Begriff Endopolygenie ist jedoch nicht notwendig, da in der zweiten Phase jeder Schizogonie synchrone Endodyogenie-Prozesse ablaufen. In den Cysten von Toxoplasma, Sarcocystis und Frenkelia laufen als agame Vermehrungen nur Endodyogenien ab. Ob im Entwicklungscyclus von Sarcocystis und Frenkelia Schizogonien auftreten, d.h. , ob nämlich Merozoiten aus vielkernigen Entwicklungsstadien entstehen, ist bisher noch unbekannt. Toxoplasma gondii ist nach unseren Beobachtungen der bisher einzige Vertreter der cystenbildenden Coccidien, bei dem eine Schizogonie in den Epithelzellen des Dünndarms der Katze und in Gewebekulturen nachgewiesen werden konnte. Abb. 8: Frenkelia sp. Merozoit während der Endodyogenie mit zwei Anschnitten von Tochterzellen (DC). Vergr. 27 000 x Abb. 9: Frenkelia sp. Metrocyt mit zwei Tochterzell-Anlagen (DCA). Charakteristisch für die Metrocyten sind die lakunenartig erweiterten Kanäle des endoplasmatischen Retikulum (ER). Vergr. 27 000 x Abb. 10: Sarcocystis sp. Metrocyt aus der Muskulatur von Rattus fuscipes. Vergr. 23 000 x Abb. 11: Sarcocystis sp. Metrocyt im Stadium beginnender Endodyogenie aus der Muskulatur von Rattus fuscipes. Vergr. 20 000 x Abb. 12: Schematische Darstellung der Endodyogenie bei Frenkelia sp. und der Schizogonie (Eimeria tenella). Die erste Phase der Schizogonie führt zu einem vielkernigen Stadium und in manchen Fällen zur Cytomerenbildung. In der zweiten Phase entstehen durch einen Endodyogenieartigen Prozess aus jedem Kern mit umgebendem Cytoplasma bzw. aus jeder Cytomere zwei Merozoiten. Erklärung der Abkürzungen: A = Amylopektin; C = Conoid; CC = Centrocon; Cy = Cytomeren; DC = Tochterzelle; DCA = Tochterzellanlage; ER = Endoplasmatisches Reticulum; GA = Golgi-Adjunkt; GO = Golgiapparat; GS = Grundsubtanz; HC = Wirtszelle; HCN = Wirtzellkern; IM = Innerer Membralkomplex; L = Lipid; M = Metrocyt; ME = Merozoit; MI = Mitochondrium; MN = Micronemen; MV = Microvilli; N= Nucleus; PE = Pellicula; PR = Vorwölbungen; PV = Parasitophore Vakuole; PVM = Verdickte Membran der parasitophoren Vakuole; PW = Primärhülle; RB = Restkörper; RH = Rhoptrien; S = Schizont.