AZ ORSZÁGOS SZÉCHÉNYI KÖNYVTÁR ÉVKÖNYVE 1991-1993. Budapest (1997)
II. Az OSZK történetéből és munkájából - Somkuti Gabriella: A Széchényi Könyvtár állományának alakulása 1867-1874 között - Bestandesentwicklung in der Bibliothek Széchényi 1867-1874
gedient.) Dazu kam noch die ausserordentliche Dotation von etwa 18 000 Forint durch das Ministerium für Religion und Öffentliches Unterricht, die es ermöglicht hat, mehrere wertvolle Sammlungen zu kaufen. Ausser ihnen ist die Sammlung von Lajos Farkas hervorzuheben, für die 7500 Forint bezahlt wurde, und für die ein Londoner Antiquar noch mehr geben würde. Internationale Interesse war begründet: in der Sammlung waren 14 Kodizes, unter ihnen ein Corvina Kodex, und 14 Wiegendrucke, noch andere alte Bücher und Rara. Eine bedeutende Erwerbung war die Sammlung von den sich auf den Freiheitskampf von 1848 beziehenden Schriften von Antal Vörös, dem Sekretär von Lajos Kossuth, für die die Bibliothek 3000 Forint bezahlt hat. Die Bibliothek Széchényi konnte endlich eine solche aktive Erwerbungspolitik folgen, in der sie nicht nur die tägliche Käufe bedeutend vergrössern konnte, die aber die Institution konkurrenzfähig in der Erwerbung von wertvollen grösseren Sammlungen gemacht hat. Die finanziellen Mittel der früheren Epoche haben es nicht ermöglicht, ausländische Hungarica und die zur bibliothekarischen Arbeit und wissenschaftlichen Forschung notwendigen ausländischen Hilfsund Handbücher zu erwerben. Jetzt hat es auch mit ihrem Kauf begonnen, obwohl die Lücken auf diesem Gebiet so gross waren, dass für die notwendigen Erwerbungen das Mehrfache des zur Verfügung stehenden Geldes notwendig gewesen wäre. Als die Rolle des Staates in der Unterhaltung der Institution wuchs, in demselben Masse hat in der letzten Drittel des Jahrhunderts die Opferbereitschaft der Gesellschaft unternommen. Diese Tendenz ist noch nicht augenfällig in den Jahren nach dem Ausgleich, aus patriotischem Enthusiasmus möchten noch viele die Bibliothek der Nation bereichern. Die soziale Schichtung der Donatoren hat sich aber verändert. Die überwiegende Mehrheit ist die Intelligenz, und es gibt immer weniger Besitzeradler. Unter den Gaben kommen die alten Rara immer seltener vor, und die Nummer deren vergrössert sich, die ihre eigenen Werke zuschicken. Auf Kosten der individuellen Donatoren gibt es immer mehr schenkenden Institutionen und Körperschaften, und auch diese melden sich meistens mit ihren eigenen Veröffentlichungen. Auch ausländische Institutionen erscheinen im bescheidenen Masse mit Sendungen. Die Bibliothek betrachtet sie alle vorläufig als Donatoren, die Bedingungen des internationalen Austausches sind noch nicht gegeben. Die Bibliothek hat alle Geschenke eingenommen, deshalb gerieten auch profilfremde Elemente in den Bestand, die aber ihn bunter und reicher gemacht haben. Für alle Fälle haben die Geschenke nicht mehr die bestimmende Rolle in der Erwerbung der Bibliothek, die sie in der ersten Hälfte des Jahrhundertes hatten. Es gibt doch zwei hervorragende Geschenke: das eine ist die Bibliothek des Dichters Ferenc Kölcsey (Dichter des nationalen Hymnus) - dank der Güte seiner Nachfolger; das andere sind 4 Corvina Kodizes vom österreichischen Kaiser und ungarischem König Franz Joseph, der die vom türkischen Sultan geschenkten Corvina Kodizes an ihren originellen und berechtigten Besitzer, die ungarische Nation geschenkt hat. Im heutigen Sinne können wir noch nicht vom Austausch von Veröffentlichungen sprechen. Es gibt einige Austauschaktionen, in denen für Duplikaten aus der Bibliothek fehlende Werke erworben wurden. Der Staat hat auch eine bedeutende Sammlung von Drucken, Handschriften und Urkunden des aufgelösten Statthalterrates durch behördliche Massnahme an die Bibliothek als Naturalbezüge gegeben. In diesen Jahren gab es noch solche bibliothekspolitische Bestrebungen, die aus missverstandener Sparsamkeit es lieber sehen würden, wenn die Sammlung der Literatur von universalem Interesse und der nationalen Buchproduktion in einer grossen, nationalen Bibliothek verwirklicht worden wäre. Der Bibliothek Széchényi ist es gelungen, das Charakter und das Sammelgebiet der Nationalbibliothek zu verteidigen. Das lag um so mehr auf der Hand, als Budapest damals schon zwei Allgemeinbibliotheken besass: die von der Universität und die von der Akademie der Wissenschaften. Das berufliche Mitteilungsblatt der Bibliothek Széchényi, das Magyar Könyvszemle erscheint seit 1876, dort finden wir seit dem Jahr 1875 die Jahresberichte der Bibliothek. Nachdem die Verfasserin die Periode 1867-1874 im Archiv der Bibliothek erschlossen hat, wurde es klar, dass in diesen Jahren in der Bibliothek eine dynamische Entwicklung begonnen hat, in deren Rahmen die Institution es begann, sich an die westeuropäische Bibliotheken desselben Typs anzuschliessen. 212