AZ ORSZÁGOS SZÉCHÉNYI KÖNYVTÁR ÉVKÖNYVE 1974-1975. Budapest (1978)

II. Az OSZK gyűjteményeiből és történetéből - Berlász Jenő: Hogyan fogadta társadalmunk és a külföld a Széchényi Könyvtár alapítását? - Das Echo der Gründung der Széchényi Nationalbibliothek in Ungarn und im Ausland

Das Echo der Gründung der Széchényi-Nationalbiblioihek in Ungarn und im Ausland. J. BERLÁSZ Im Jahre 1802 gründete Graf Franz von SZÉCHÉNYI die Ungarische Nationalbib­liothek, die auch heute seinen Namen trägt. Die Errichtung dieser Institution war ohne Zweifel eine der bedeutendsten Etappen im kulturellen Entwicklungsprozess der ungarischen Gesellschaft. Es handelte sich nämlich um nichts geringeres, als dass der Graf den ganzen Bücherschatz der seit den Anfängen des Buchdrucks von ungarischen Autoren in Ungarn oder im Ausland erschienen war, oder als Handschrift vorlag, sowie die Werke fremder Autoren über Land und Volk von Ungarn in jahrelanger Sammelarbeit erworben und als Bibliothek organisiert hatte, um sie jetzt der Haupt­stadt Pest zum öffentlichen Gebrauch anzubieten. Eine öffentliche Nationalbibliothek dieser Art gehörte aber damals zu den Seltenheiten in Europa. Lange ist die ungarische Geschichtschreibung flie Antwort auf die Frage schuldig geblieben, welche Aufnahme diese grossartige Stiftung seitens der gebildeten Gesell­schaft Ungarns bzw. der Gelehrten im Ausland gefunden hat. Vorliegende Arbeit stellt sich die Aufgabe, diese Frage zu beantworten. In der Einleitung wird berichtet, dass Franz von SZÉCHÉNYI über den 13 000 gedruckte Werke und cca. 2000 Handschriften umfassenden Bestand der Bibliothek einen Katalog in 10 Bänden drucken und davon 500 Exemplare in Ungarn und 100 ins Ausland Privatinteressenten bzw. öffentlichen Institutionen zukommen lies. Die beschenkten Persönlichkeiten — alle hervorragende Vertreter des geistigen Lebens ihres Landes — hatten somit Gelegenheit in ihren Dankesbriefen ihrer Meinung über die neue Institution Ausdruck zu geben. Diese Äusserungen — bis heute im Familien­archiv aufbewahrt — sind für die Nachwelt umso wertvoller, da die zeitgenössische Presse — infolge ihrer geringen Zahl und Umfanges und auch wegen der damals be­stehenden Zensur — nicht imstande war, die öffentliche Meinung zu repräsentieren. Anhand dieser Briefe wollen wir das gesellschaftliche Echo dieser Bibliotheksgründung darlegen. I. Bevor wir zur Besprechung der Briefe übergehen, soll aber im I. Teil (betitelt Kulturwende — Kulturkriese) in sechs Kapiteln die epochale Veränderung dargestellt werden, die im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts vor sich gegangen war und das soziale Bedürfnis nach einer Nationalbibliothek hervorgerufen und vorbereitet hat. Kapitel 1. behandelt die historische Rolle der Habsburger Monarchie bzw. der aufkläristischen Intellektuellen Ungarns. Einerseits soll darauf verwiesen werden, dass die grossangelegte Reformpolitik des Wiener aufgeklärten Absolutismus (der Regierung MARIA THERESIA'S und JOSEPH IL (ebenso auf bürgerliche Inspiration zurückzuführen ist, wie die in der ungarischen Gesellschaft gerade um diese Zeit erwachende kulturelle Bewegung, die sich für das Verdrängen des Latein aus Administration, Schulwesen und literarischen Gebrauch und die Einführung der ungarischen Sprache einsetzte. Die höfische Reform die das Schulwesen als etwas Politisches betrachtete (Ratio Edu­cationis 1777) rief neben anderen zeitgemässen Anordnungen unter anderem auch die erste ungarische öffentliche Bibliothek, die Universitätsbibliothek ins Leben. Da jedoch diese Bibliothek meist die allgemeine internationale Wissenschaft repräsentierte, setzte sich die nationale Reformbewegung neben vielen anderen auch die Gründung einer Nationalen Bibliothek zum Ziel. Kapitel 2. bringt eine umfassende Schilderung der Entwicklung der modernen ungarischen Wissenschaft. Es wird gezeigt, wie im 17. Jahrhundert sowohl in den katholischen als auch in den protestantischen Schulen neben dem Studium der Reli­gion und Philosophie nur lateinische Grammatik, Rhetorik und Poetik betrieben wur­den, weshalb das Wissen der Gebildeten über Nation und Heimat sowohl als ihre na­turwissenschaftlichen kenntnisse ausserordentlich primitiv und mangelhaft waren. Nach dem Ablaufen der Religionskriege entbrannte ein umso heftigeres Interesse für die Heimat betreffenden weltlichen Kenntnisse. Die von den Universitäten Jena und Halle heimkehrenden protestantischen Professoren und Geistlichen (vor allem Mátyás BÉL und seine Schüler) wurden die Begründer der heimatkundlichen Wissenschaften 11 OSZK Évkönyve 161

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