AZ ORSZÁGOS SZÉCHÉNYI KÖNYVTÁR ÉVKÖNYVE 1972. Budapest (1975)

III. Könyvtörténeti és művelődéstörténeti tanulmányok - Berlász Jenő: Újabb információk Istvánffy Miklós tékájáról - Neue Informationen über die Bibliothek Miklós Istvánffys

welche Art und Weise, durch welche Personen die Hs. aus dem Budaer Hof MATTHIAS Corvinus' nach Zagreb gelangte. In der Hs. selbst befindet sich nur ein einziger, zu Provenienzforschungen geeigneter Vermerk: Ex libris J. G. Draskovich. In Bibl. Zagr. Anno 1826. Es handelt sich um dasselbe Exlibris, das auch in der oben erwähnten ISTVÁNFFY Hs. Nr. 185 und in den Budapester Istvánffy-Kodizes steht. Eben diese Identität hat den Verfasser zu der folgenden Fragestellung veranlaßt: Gelangte auch die Agramer Corvinus-Hs. nicht aus der Bibliothek ISTVÁNFFYS zur Familie DRAS­KOVICH? Er versucht sich durch umfangreiche genealogische Untersuchungen zum Problem zu nähern. Zunächst hat er untersucht, ob der Besitzer von 1826, Graf Jankó DRASKOVIC (1770 — 1856) auf weiblicher Linie gradlinig von Miklós ISTVÁNFFY abstammt? Die Frage konnte bejaht werden: Er war der Nachfolge siebten Grades der Tochter des des Geschichtsschreibers, Éva ISTVÁNFFY. Die weitere Untersuchung des Familien­stammbaumes führte zum überraschenden Ergebnis, daß die männlichen Mitglieder der Familie DRASKOVICH während der Zeit der türkischen Invasion folgerichtig Töchter ungarischer Magnatenfamilien heirateten, sich Güter in Ungarn erwarben, ungarische Staatsämter bekleideten und dadurch magyarisiert wurden, ohne sich jedoch auf ihre kroatische Kultur und Güter verzichtet zu haben. Diese ungarische Orientation der Familie nahm seit dem 18. Jh., als die türkische Gefahr nicht mehr so akut war, allmählich ab, wechselte dann zu einem starken illyrischen Selbstbewußtsein über. Sich auf diese genealogischen und kulturgeschichtlichen Beobachtungen stützend, erwägt der Verfasser die Frage, ob die Anschaffung eines Corvinus-Kodex mit den DRASKOVICH'S des 18. Jhs. in Zusammenhang gebracht werden kann? Er nimmt an, daß die dynastische — d. h. HABSBURG-treue — Gesinnung der damaligen Familien­mitglieder, und ihre kroatisch-deutsch-französische Orientation das Interesse für die geistigen Reliquien eines Matthias Corvinus' unwahrscheinlich macht. Bei den DRAS­KOVICH'S des 17. Jhs. war dagegen die Lage anders. Bei ihnen kann die Erwerbung eines Corvinus-Kodex nicht allein aufgrund ihres unzertrennbar zusammengewachse­nen kroatisch-ungarischen Bewußtseins, sondern auch durch ihre verwandtschaftlichen Beziehungen vorausgesetzt werden. Ihre Frauen — Töchter der THURZÓS und der NÁDASDYS — stammten aus Familien mit alter bibliophilen Tradition, in deren Bibliotheken Corvinén vorhanden sein konnten, wie dies im Falle des Ransanus-Kodex auch schon bewiesen wurde. Der Verfasser hält jedoch die Annahme für die wahrscheinlichste, daß der Hilarius-Kodex von einem Mitglied der Familie ISTVÁNFFY erworben wurde. Er denkt dabei weniger an Miklós ISTVÁNFFY — obwohl die Marginalien in der Hs. vielleicht von seiner Hand stammen — sondern viel mehr an seinen Vater, Paul (f 1553) oder aber an seinen Großvater István IL (f 1517). Pál ISTVÁNFFY, der in Padua Jura studierte, könnte zu einem Corvinus-Kodex auf einem unmittelbaren oder einen mittelbaren Weg Zugang haben. Eine direkte Möglichkeit hätte er am Budaer Königshof gehabt, wo er bis 1540 neben König JÁNOS als sein Rat tätig war. Als solcher hätte er für die Belohnung seiner Dienste um eine von Sultan SOLIMAN in Buda gelassene Hs. bitten, oder sie als Präsent auch ungebeten erhalten können. Mittelbar hätte er sich durch seinen Schwiegervater, János GYULAY eine Corvinus-Hs. besorgen können, da GYULAY Vertrauter und sogar Vize-Banus des Johannes CORVINUS, Banus von Kroatien und Slawonien war. Wir haben nämlich sichere Kenntnisse davon, daß der Banus nach seiner Versöhnung mit König WLADISLAUS IL einen Teil der Bibliothek seines Vaters in Besitz nehmen durfte. Er hat die Hs. bestimmt nach seinem ständigen Aufenthaltsort in Slawonien mitgenommen . Diese letztere Möglichkeit — die Anschaffung einer Corvinus-Hs. durch Johannes CORVINUS — war auch für den Großvater Miklós ISTVÁNFFYS, ISTVÁN IL gegeben, da auch er dem Fürsten und nach seinem Tod der Witwe, Beatrix FRANGEPÁN, innigst verbunden war. In seinen Schlußbemerkungen betont der Verfasser, daß diese Vermutungen nur Hypothesen sind, die zu weiteren Forschungen ungarischer und kroatischer Historiker Anlaß geben wollen. 244

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