AZ ORSZÁGOS SZÉCHÉNYI KÖNYVTÁR ÉVKÖNYVE 1972. Budapest (1975)
III. Könyvtörténeti és művelődéstörténeti tanulmányok - Berlász Jenő: Újabb információk Istvánffy Miklós tékájáról - Neue Informationen über die Bibliothek Miklós Istvánffys
erweckt. In den Handschriftensammlungen der wissenschaftlichen Großbibliotheken von Budapest (Széchényi-Nationalbibliothek, Universitätsbibliothek, Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften) konnten mehrere ISTVÁNFFY-Reliquien entdeckt werden, die die Erkenntnis des wissenschaftlichen Apparats des Geschichtsschreibers ermöglicht haben. Es waren Kodizes, welche diese oder jene Gruppe der historischen Quellen enthalten, die ISTVÁNFFY ZU seinem großen Werk Históriáé de rebus Hungaricis benutzt hatte. Die meisten Handschriften sind in weißem, vergoldetem Pergament gebunden und mit dem Familienwappen des Besitzers verziert. Ausgehend aus diesen Funden, leitete der Verfasser Forschungen auf breiter Basis ein, ob es tatsächlich damals eine ISTVANFFY-Bibliothek existierte, welche Annahme von den aufgefundenen Handschriften empfohlen wird, und falls es sie existieren sollte, was der Inhalt und die späteren Schicksale dieser Sammlung waren, und wo ihr ursprünglicher Standort lag. Die Forschungen zeitigten positive Ergebnisse. Es stellte sich heraus, daß Miklós ISTVÁNFFY tatsächlich eine bedeutende Bibliothek besaß, die er auf seinen Familiengütern in Kroatien und Slawonien, auf der Burg Vinica im Warasdiner Komitat und in Paukovec im Agramer Komitat aufstellte und benutzte. Es konnte auch festgestellt werden, daß die wertvolle Sammlung nach dem Tod ISTVÁNFFYS z. T. den Erben, vor allem der Familie DRASKOVICH zukam, z. T. aber als Geschenk dem Agramer Jesuitenkollegium übergeben wurde. Im vorliegenden Aufsatz ergänzt der Verfasser diese Feststellungen mit neuen Informationen, die er teils in Ungarn, teils in Jugoslawien, in Zagreb (Agram) gewann. Das erste Kapitel der Studie berichtet, daß eine in Sopron (Odenburg) neulich erschlossene Geschichtsquelle, die „Originales literae circa Collegium [Societatis Jesu] Semproniense" mit dem Datum 1686 bzw. 1637, solche Eintragungen von der Hand des damaligen Rectors, György DOBRONOKI, enthalten, nach welchen György-Jura j DRASKOVICH (1599—1650), BISCHOF von Győr (Raab), Enkel Miklós ISTVÁNFFYS, die Büchersammlung seines Großvaters dem Soproner (Ödenburger) Jesuitenkollegium schenkte. Damit wurde uns eine sehr wichtige Angabe geliefert, die bezeugt, daß die in der Hand der Famile gebliebene Sammlung, oder mindestens ein Teil davon, vom genannten Bischof aus Slawonien nach Ungarn gebracht wurde, daher die weiteren Schicksale der Bibliothek in Ungarn erforscht werden müssen. Im zweiten Teil der Studie beschreibt und untersucht der Verfasser einen von ihm in Zagreb, im Archiv der Südslawischen Akademie der Wissenschaften neu entdeckten ISTVÁNFFY-Kodex. Die Hs. Nr. 185 bildete den organischen Teil des Apparatus historicus, dessen drei weitere Stücke in der Széchényi-Nationalbibliothek zu Budapest liegen. Der Inhalt der neuen Hs. hängt mit der politischen Mission ISTVÁNFFYS in Siebenbürgen, im Jahre 1598 zusammen. In diesem Jahr entsandte Kaiser und König RUDOLF seinen Propalatin und Vertrauensmann ISTVÁNFFY, als das Mitglied einer Kommission nach Siebenbürgen, damit er diesen uralten, integralen Teil Ungarns — der seit 1540 zum Vasallen-Fürstentum der Türken wurde — im Sinne des bereits geschlossenen Vertrags von Fürst Zsigmond BÁTHORI übernimmt und dem ungarischen Königsreich einverleibt. Der Staatsmann und Politiker ISTVÁNFFY wurde somit zum Hauptakteur eines sehr heiklen und gefährlichen politischen Manövers. Seine Aufgabe sollte strengst geheim erledigt werden, um der möglicherweise eintreffenden türkischen Invasion vorzubeugen. ISTVÁNFFY — der echte Humanist — hat sich jedoch verstanden, diese gewagte politische Mission auch für seine eigenen gelehrten Zwecke zu verwenden. Er führte im fürstlichen Archiv zu Gyulafehérvár (Weißenburg) Forschungen durch, nahm Beziehungen zu bedeutenden siebenbürgischen Historiographien auf, ließ sich einige, historisch wichtige Staatsakten abschreiben oder exzerpieren, sogar über einige, hie und da entdeckten, mit Inskriptionen versehenen römischen Altertümer eine Liste aufstellen. Die Ergebnisse dieser vielseitigen wissenschaftlichen Tätigkeit ISTVÁNFFYS enthält der o. erwähnte Zagreber Kodex. Die hier gemachten Aufzeichnungen über Geschichtsquellen bedeuten für die ungarische Historiographie einen großen Gewinn, da ISTVÁNFFY nur einen Teil von ihnen in seiner História verarbeitete. Der III. Teil der Studie befaßt sich ebenfalls mit einer Zagreber Handschrift, mit dem in der dortigen National- und Universitätsbibliothek aufbewahrten CorvinusKodex, der die „De Sancta Trinitate libri XII" des HILARITTS PICTAVIENSIS enthält. Die besondere Aufmerksamkeit des Verfassers richtet sich in diesem Falle nicht auf den Inhalt, sondern auf die Vorbesitzer der Hs. Er ist bestrebt festzustellen, auf 1 6* 243