AZ ORSZÁGOS SZÉCHÉNYI KÖNYVTÁR ÉVKÖNYVE 1965-1966. Budapest (1967)
IV. Könyvtörténet, könyvtártörténet, művelődéstörténet - Kis Elemérné: Ivanics kölcsönkönyvtára - Die Leihbibliothek Ivanics
sein Antiquariat. Auch mit seiner Budaer Leihbibliothek wollte er stets nach Pest umsiedeln, Beine Absicht konnte er aber bis zu seinem Tode nicht verwirklichen. Das Titelverzeichnis seiner Bibliothek Hess Ivanics in ungarischer und in deutscher Sprache veröffentlichen. In der Einleitung teilte er die Vorschriften zur Buchleihe, sowie die Gesichtspunkte, nach denen er die Auswahl der Bücher getroffen hatte, mit. Das Verzeichnis enthielt nur die ins pädagogische und ins „philologische" Fach eingereihten Bücher. Für die anderen Fachgebiete konnte er keine Verzeichnisse mehr veröffentlichen. Die Liste enthält 1992 Titel, von denen 1811 ins philologische Fach (sprachwissenschaftliche Studien, Werke antiker, mittelalterlicher und neuzeitlicher Autoren) eingeordnet wurden. 11% dieser Werke sind ungarisch, je 40% lateinisch und deutsch. Es gibt darunter ziemlich viele — 72 Titel — Ausgaben aus dem 16 Jh. 214 Werke des ganzen Materials sind in Ungarn erschienen. Wenn wir den Inhalt der Bücher untersuchen, so können wir feststellen, dass alle namhaften Vertreter der griechischrömischen Literatur aufzufinden sind. Ivanics wollte aber durch seine Bücher auch einen Überblick über sämtliche Epochen des Mittelalters und der Neuzeit bieten. Auch die bedeutensdsten ungarischen Schriftsteller des XVIII. Jhs. und der Jahrhundertwende nahm er in seine Bibliothek auf. Wenn wir seine Bibliothek mit der seiner beiden Zeitgenossen (József Müller und Pál Buriári) vergleichen, stellt sich heraus, dass die Einleitung und Leihvorschriften Ivanics' klarer, genauer und auch in ungarischer Sprache abgefasst sind, und auch das inhaltliche Niveau seiner Sammlung sich als das höchste erweist. Bei der Bewertung seiner Bibliothek müssen wir auch feststellen, dass obwohl sich Ivanics auch nach dem literarischen Geschmack des Budaer und Pester deutschsprachigen Bürgertums richtete, sein Geschäft hat er doch auf die gebildete ungarische adlige Intelligenz gegründet. Sein Unternehmen musste vielleicht auch deshalb stocken, weil dieser Schicht noch relativ klein war, bzw. zumeist selbst über eigene Bibliotheken verfügte. Es muss auch in Frage gestellt werden, ob selbst die Ivanics'sche Leihbibliothek nicht aus erworbenen Privatbibliotheken des mittleren und höheren Adels entstand. 473