Boros István (szerk.): A Magyar Természettudományi Múzeum évkönyve 8. (Budapest 1957)
Kovács, L.: Die Lokalgruppen der Geometriden-Art Schistotege decussata Schiff. (Lep.)
ANNALES HISTORICO-NATURALES MUSEI NATIONALIS HUNGARICI Tomus VIII. Series nova 1957 Die Lokalgruppen der Geometri den-Art Schistotege decussata Schiff. (Lep.) Von L. KOVÁCS, Budapest Die hier zu besprechende Art ist ein mittelgrosser Falter aus der Subfamilie Larentiinae der Familie Geometridae. Die spezifischen Merkmale dieser Schmetterlingsart sind die schmalen, zugespitzten Flügel und die gitterartige Flügelzeichnung. Besonders der Hinterflügelapex ist stark zugespitzt und seine Entfernung von der Flügelwurzel ist mindestens so gross, wie die des Vorderflügels. Durch diese Merkmale kann die Art von den verwandten Arten leicht unterschieden werden. Die Grundfarbe der Flügel ist schneeweiss, die Adern und sehr oft auch der Raum zwischen den Adern sind mit hellbraunen oder dunkelbraunen Schuppen bedeckt. Die dunklen Adern werden im äusseren Teil der Flügel durch zwei Querstreifen gekreuzt, diese einander kreuzenden Linien bzw. Streifen bilden die gitterartige Zeichnung (decussare=kreuzweise abteilen). Je tiefer die dunklen Schuppen in die Räume zwischen den Adern eindringen und je dichter sie sind, umso verschwommener erscheint die gitterartige Zeichnung. In extremen Fällen verschwindet sie fast ganz. Die Männchen und Weibchen unterscheiden sich in Form, Grösse und Farbe von einander. Unter den Geschlechtern können in einigen Fällen auch lokale Unterschiede festgestellt werden. Nach den vorliegenden Angaben kommt S. decussata nur in Europa und zwar in den mittleren und südlichen Gebieten des Kontinents vor. Die südlichsten Gebiete ihres Vorkommens sind Mazedonien, bzw. die Pyrénéen, die nördlichsten dagegen die Umgebung von Wien, bzw. von Budapest. Nach Westen zu liegt ihr entferntester Fundort in den Pyrénéen, nach Osten zu auf den westlichen Abhängen des siebenbürgischen Randgebirges, bzw. auf der südlichen Seite des Balkan-Gebirges in der Umgebung von Sliven. Dieses grosse Gebiet aber wird von der Art nicht kontinuierlich besiedelt, die bekannten Fundorte bilden kleineregrössere Gruppen von verschiedener Grösse, die von einander 200—450 km entfernt sind. Die bisher bekannten Fundorte sind das Pyreneen-Gebirge, die französischen Meeralpen, der nördliche Teil der Lombardei, der Raum zwischen den südöstlichen Alpen und dem Adriatischen Meer vom oberen Lauf des Tagliamento und von Laibach bis Triest, die Umgebung von Wien, bzw. von Budapest, auf der grossen ungarischen Tiefebene die Umgebung von Felsőpeszér, der östliche und südliche Teil des Banats, Südrumänien, die Umgebung von Sofia und von Sliven, die Umgebung des Ochridasees in Mazedonien, die gebirgigen Gegenden von Albanien und der Herzegowina und das Fruska Gora-Gebirge in Slavonien. Die Höhenlage der Fundorte ist sehr verschieden, in der ungarischen Tiefebene fliegt z. B. die Art in 100 M ü. d. M., in der Herzegowina dagegen in einer Höhe von 1000—1400 M. Schon aus diesen Angaben kann man feststellen, dass die ökologische Beschaffenheit gewisser Fundorte sehr verschieden sein muss. Das inselartige Vorkommen und die Anpassung an die abweichenden ökologischen Verhältnisse der Fundorte weisen darauf hin, dass die einzelnen Gruppen schon lang getrennt leben müssen. Diesen Umstand bezeugen auch die abweichenden äusseren Merkmale. Die Lokalformen der Art wurden nur von Anfang dieses Jahrhunderts eingehender untersucht und man hat seitdem mehrere von ihnen als Unterarten beschrieben. Es wurden bisher vier Unterarten aufgestellt. Im Jahr 1912 benannte Schawerda die grosse Form der Gebirgsgegenden der Herzegowina als ssp. dinarica. Diese Unterart soll nach Rebel und Z e r n y auch in Albanien die Form der Hochgebirge sein. Im Jahr 1920 stellte S t a u d e r auf Grund von aus Opcina stammenden Exemplare die Unterart transiens auf. Rebel und Z e r n y benannten die in der Umgebung von Sliven vorkommende Form als ssp. rumelica. Vor wenigen Jahren (1952) hat Barajon vom nördlichsten Teil der Lombardei eine hellgezeichnete Unterart unter dem Namen flavata beschrieben.