Kárpáti Zoltán - Liptay Éva - Varga Ágota szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 101. (Budapest, 2004)
CONRAD M. STIBBE: Eine Bronzehydria mit menschlichen Protomen
Basis über dem Löwenkopf leicht gerundet und sich nach oben ausweitend aufsteigt und mit einem zusätzlichen Linienpaar in der Mitte ausgestattet ist. Am oberen Ansatz fehlen die punktierten Dreiecke, die sonst bei den frühen Hydrien den Übergang markieren. Zwei eingravierte Horizontallinien scheinen dort zu genügen. Allerdings ist die Fortsetzung darüber weggebrochen; es hat sich nur einer der beiden Widderköpfe, die den Ansatz verstärkten, erhalten. 65 Dieser Kopf schaut so weit hinunter, dass wir uns wieder an eine „Luftaufnahme", wie bei den Löwenprotomen, erinnert fühlen. Ein älteres Beispiel einer Hydria mit der ungewöhnlichen Verzierung von Widderköpfen am oberen Henkelansatz ist neuerdings bekannt geworden. 66 Ein jüngeres Beispiel werden wir sogleich betrachten. Eine Generation dürfte den Henkel aus Kreta von der unserer Hydria trennen. 67 Noch weiter hinunter in die Entwicklung der Hydrien führt uns ein Henkel der in Psophis (heute Tripotamos, in Elis) zutage kam. 68 Am unteren Ansatz ist er wieder mit einer Löwenprotome zwischen Halbspulen ausgestattet. Am oberen Ansatz finden sich Widderprotomen, die eine klare Verbindung zum Henkel aus Kreta herstellen. Schon Diehl hat das Stück als eine „nordpeloponnesische Nachahmung lakonischer Vorbilder" bezeichnet. 69 Jedenfalls belegt der Henkel den zähen Überlieferungsstrang, der sich von der zweiten Hälfte des 7. bis tief in das 6. Jahrhundert fortsetzt. 70 Es handelt sich wahrscheinlich um eine korinthische, archaisierende Nachahmung des älteren, vielleicht lakonischen Vorbildes. 71 Die Betrachtung der Vergleichsstücke und ihrer Fundorten (Olympia, Kreta und nördlicher Peloponnes) hat deutlich gemacht, dass es noch zu früh ist, um mit ihrer Hilfe eine Entscheidung über das Produktionszentrum der Hydria zu treffen. Die enge stilistische Verbindung zwischen unserer Hydria und dem Henkel aus Olympia kann höchstens zu der Erwägung führen, dass beide Stücke aus ein und derselben Werkstatt hervorgegangen sind und dass diese Werkstatt möglicherweise auf dem Peloponnes oder sogar in Lakonien beheimatet war. Wichtig ist femer der Schluss, dass beide Stücke zur ersten Generation der Gruppe mit Löwenprotomen am unteren Henkelansatz und damit wahrscheinlich auch zu den ältesten griechischen Bronzehydrien überhaupt gehören. 65 Die Aufnahme bei Diehl 1964 (Anm. 63), Taf. 1,1 zeigt noch die Niete, die durch das Verbindungsstück zwischen Griff und Widderkopf und durch den Rand der Hydria getrieben war. 66 Siehe Stibbe 2004 (Anm. 9), 19, Abb. 22-24. 67 Gauer 1991 (Anm. 18), 145 datiert: hocharchaisch (Anfang des 6. Jahrhunderts). 68 Patras, Archäologisches Museum, Inv.-Nr. 70-71, Höhe: 19,0 cm. C. Rolley, Hydries de Bronze le Péloponnèse du Nord, Bulletin de correspondance hellénique 87 (1963), 473, Nr. 3, Abb. 18-20; Herfort-Koch 1986 (Anm. 9), 85, Nr. K 23 (mit Literatur); Stibbe 1992 (Anm. 6), 46-47, 60, Nr. M 3; Stibbe 1996 (Anm. 20), 376, Anm. 113; Stibbe 2005 (Anm. 2), 28-29, Nr. 4. 69 Diehl 1964 (Anm. 63), 8; Herfort-Koch 1986 (Anm. 9), 85, Nr. K 23 betrachtet es offenbar als ein lakonisches Erzeugnis. 70 Der Typus der relativ schmalen und dünnen Griffen sowie der länglichen Halbspulen weisen auf ein Entstehen im dritten Viertel des 6. Jahrhunderts hin. So auch der Typus der in diesem Fall erhaltenen Seitenhenkel, für die es eine recht genaue Parallele aus Korinth gibt (Stibbe 1992 [Anm. 9], 49, Abb. 67). 71 Dazu Stibbe 2005 (Anm. 2), 28.