Csornay Boldizsár - Dobos Zsuzsa - Varga Ágota - Zakariás János szerk.: A Szépművészeti Múzeum közleményei 100. (Budapest, 2004)
URBACH, ZSUZSA: Ein flämischer ikonographischer Bildtypus im italienischen Quattrocento. Bemerkungen zur Studie von Éva Eszláry
Nähe komponiert, d. h. Nahbild. Es ist auch aufgrund des Masses sicher, dass diese Reliefs der privaten Andacht dienten und in Oratorien oder Hauskapellen eingemauert gewesen sein dürften. Die beiden Teile des Reliefpaars in Berlin wurden wohl einander gegenüber als Diptychon eingemauert. Die Forscher der Malerei und der Ikonographie haben schon fast alles über die devotionalen Diptychen mit halbfigurigen Darstellungen geschrieben, dieses Thema scheint den Forscher der Bildhauerkunst weniger wichtig gewesen zu sein. Ich kann an dieser Stelle nur kurz daraufhinweisen, dass diese Form der Darstellungen des sogenannten Andachtsbildes, die sich bis ins 15. Jahrhundert festigte, eine Gruppe von halbfigurigen Darstellungen ist, die aus den biblischen Narrativen verkürtzt wurden und eine intensive gefühlsvolleWirkung auslösen. Unter diesen waren die beliebtesten Themen das Wahre Christusbild, der Vir Dolorum, Salvator Mundi, die Mater Dolorosa, die halbfigurige Madonna usw. Wie bestritten diese vereinfachte Formulierung neuerdings sein mag, spielt die Gattung des privaten Andachtsbildes im 15. Jahrhundert eine unbestreitbare Rolle. 13 Es genügt, an dieser Stelle kurz auf die Verbreitung der Diptychonform in der niederländischen Malerei des 15. Jahrhunderts hinzuweisen, wo die Gegenüberstellung des Schmerzensmannes/ Ecce Homo und der Mater Dolorosa nach Vorbildern von Campin oder Van der Weyden vor allem in der Löwener Werkstatt von Dirk und Aelbert Bouts populär wurde. 14 Diese werden in der Kunstgeschichte Interzessionsdiptychen genannt, weil die Fürbitte Maria bei ihrem Sohn für die Vergebung der Sünden der Menschheit ein neues Moment ist. Diese Diptychen verbreiteten sich in den Niederlanden und auf deutschem Sprachgebiet in der Malerei und in der Grafik. In Italien gibt es kaum dafür Beispiele, obwohl der Ursprung dieses Typs eigentlich hier zu suchen ist! 15 Eine der ersten Werke der Gattung ist der sogenannte Diptychon von Avignon, der 13 Ringbom, S., Icon to Narrative. The Rise of the Dramatic Close-up in the Fifteenth Century Devotional Painting, Äbo 1965, 69-71, 142 ff. Über das Privatbild 45 ff. Die charakteristische Form ist ein Büstenbild in Fensterausschnitt. Im Allgemeinen, besonders in Verbindung mit der Bildhauerkunst beschäftigte sich Kecks, R. G., Madonna und das Kind. Das häusliche Andachtsbild in Florenz des 15. Jahrhunderts, Berlin 1988, mit der Frage. 14 Grundsätzlich auch heute Panofsky, E., „Imago Pietatis". Ein Beitrag zur Typengeschichte des „Schmerzensmannes" und der „Maria Mediatrix", in Festschrift M. J. Friedländer, Leipzig 1927, 261-308; über das Diptychon Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. IV, Stuttgart 1958, 64 ff. Über die Boutssche Formel unter anderem Comblen-Sonkes, M., Le Musée des Beaux-Arts de Dijon. Corpus de la peinture des Anciens Pays-Bas, vol. 14, Bruxelles 1986, Nr. 142; From Van Eyck to Bruegel. Early Netherlandish Painting in The Metropolitan Museum of Art (Hrsg. von Ainsworth, M. W.), New York 1998, Kat.-nr. 58. 15 Van Os, H., The Art of Devotion in the Late Middle-Ages in Europe 1300-1500, Ausst.-kat. Amsterdam, Rijksmuseum 1994, 40. Jüngst Petrucci, F, La religiosité lucchese nella sculture di Matteo Civitali, in Ausst.-kat. Lucca (Anm. 6), 148 passim. Zwei Terracottabüsten Civitalis mit den Gestalten des Erlösers und Maria erwähnt.